Desinić (Desenik, Deschenitz, Teschnitz) Veronika von; zweite Frau Graf Friedrichs II. von Cilli († 1454)
Geb. ?
Gest. 18.10.1425
Herkunft, Verwandtschaften: Eltern: aus einem slowenischen Rittergeschlecht; verheiratet mit Graf Friedrich II. von Cilli, (†1454); Kinder: (?) Friedrich, Kartäuser in Seitz; Johann, am 15. November 1417 legitimiert für „Herrn von Gottschee“.
Laufbahn: Graf Friedrich II. von Cilli war mit Elisabeth Frangepán verheiratet. Zwischen den Ehegatten dürfte es zunehmend zu einer Entfremdung gekommen sein. Friedrich war eine Liaison mit der kroatischen Edeldame V. v. D. (bei Veliki Tabor) eingegangen und lebte mit ihr bereits jahrelang auf der von ihm erbauten Feste Friedrichsstein (südlich von Gottschee) zusammen. 1422 ermordete er seine Frau in Krapina, um V. in heimlicher Ehe zu heiraten. Diese Verbindung war weder im Sinne seines Vaters Graf Hermann II. noch König Sigismunds von Ungarn (), da V., aus einem Rittergeschlecht stammend, nicht ebenbürtig war. Vor allem war sie ein herber Rückschlag für die Bestrebungen des Grafen Hermann, das Haus in den Reichsfürstenstand zu erheben. Er hatte durch seine enge Verbindung zu König Sigismund – Hermanns Tochter Barbara war Sigismunds zweite Frau –, den fulminanten Aufstieg der einstigen Freien von Sanegg (1130 erstmals nachweisbar), seit 1308 Angehörige des steirischen Herrenstandes und nunmehrigen Grafen von Cilli (1322 Anfall des Erbes der Kärntner Grafen von Heunburg, 1341 zu Grafen erhoben, 1372 erneute Erhebung in den Grafenstand mit Cilli aus dem Erbe der Grafen von Heunburg als Mittelpunkt), begleitet von ehelichen Verbindungen nach Bosnien, Ungarn und Polen zu einem wesentlichen ökonomischen und politischen Faktor im südosteuropäischen Raum (1406-1408 Banus von Kroatien, Dalmatien und Slawonien, 1423-1435 Banus von Slawonien) weiter vorangetrieben. Dieser Aufstieg wurde 1422 glücklich ergänzt durch den Anfall des Erbes der Grafen von Ortenburg mit seinem reichen Besitz in Kärnten und Krain.
Von der Familie seiner Frau, den Frangepán wurde Friedrich 1424 in Ofen bei König Sigismund angeklagt, der Friedrich seinem Vater Hermann II. auslieferte. Friedrichs verzweifelter Versuch, gemeinsam mit V. bei der Republik Venedig Zuflucht zu suchen, misslang. Friedrich wurde auf dem „Friedrichsturm“ der Feste Obercilli gefangen gesetzt und in harter Haft gehalten. Währenddessen vollzog sich V.s Schicksal. Sie wurde, nachdem sie sich längere Zeit verborgen halten konnte, entdeckt und fiel der Gewalt des Altgrafen anheim. Er ließ V. vor dem Gericht der Stadt Cilli anklagen, seinen Sohn verhext zu haben. Die Bürger von Cilli waren aber mutig genug, einen Freispruch zu fällen. So ließ Graf Hermann II. V. 1425 auf der Burg Osterwitz (heute Slowenien) ertränken. Der Tod Graf Hermanns des Jüngeren, Friedrichs Bruder, 1426 zwang Hermann II. zur Aussöhnung mit Friedrich, dessen Gesundheit aufgrund der harten Haftbedingungen bereits arg gelitten hatte. Auch König Sigismund hatte seinem Schwager verziehen; er wollte 1427 Friedrich zum Statthalter des siebenbürgischen Burzenlandes machen, wohl um ihn aus der Umgebung des kroatischen Adels und seiner Familie abzuziehen. Er kam jedoch vielleicht absichtlich zu spät und brach noch im selben Jahr zu einer Wallfahrt nach Rom auf, um die Mordtat an seiner ersten Frau zu sühnen. Nach seines Vaters Tod 1435 ließ er V. in die Karthause Gairach/Jurkloster überführen und baute das von seinem Vater zerstörte Friedrichsstein wieder auf. Obwohl es für den Fortbestand des Hauses dringend nötig gewesen wäre – aus der Ehe mit Elisabeth Frangepán stammte nur Sohn Ulrich, der auch der letzte des Geschlechts werden sollte –, ging er keine weitere Ehe mehr ein. Dies spricht wohl für eine tiefe Zuneigung für V.
Das Schicksal der mächtigen Grafen von Cilli wurde ein beliebtes Motiv der österreichischen und vor allem der slowenischen Prosa und Dramatik des 19. und 20. Jahrhunderts. Besonders das traurige Geschick der V. v. D. wurde literarisch verarbeitet.
Unter dem Pseudonym Jean Litahovsky erschien die Tragödie „Veronika von Teschenitz“ (Graz 1867). 1863 erschien in der Grazer „Tagespost“ die Novelle „Veronika von Teschenitz und das Grafenhaus von Cilli“ unter dem Pseudonym Frank. Der Autor beider Werke war der Grazer Historiker und Universitätsprofessor Franz von Krones (1835-1902), der sich auch wissenschaftlich mit den Grafen von Cilli beschäftigte.
L.: Bregovac Pisk o. J., Dopsch 1974/75, Fugger Germadnik 1999, Hartmann 1977, Pirchegger 1950
Ingrid Roitner