Cremer Erika

Chemikerin
Geb. München, Bayern (Deutschland), 20.5.1900
Gest. Innsbruck, Tirol, 21.9.1996

Ausbildungen: 1921-27 Studium an der Universität Berlin, mit Ausnahme 1924/25; 1927 Promotion in Chemie.
Laufbahn: Forschungsassistentin am Chemischen Institut der Bergakademie in Clausthal, 1927/28 Volontärin bei Karl Friedrich Bonhoeffer, 2 Jahre Forschungsstipendium am Physikalisch-Chemischen Institut der Universität Freiburg, 1930-33 KWI für Physikalische Chemie und Elektrochemie, Berlin; 1933 Physikalisch-Chemisches Institut, München, ab WS 1934/35 Kältelabor der Physikalisch-Chemischen Reichsanstalt, München; Mai-November 1936 Leiterin der bioklimatischen Forschungsstelle Westerland (Sylt), ab WS 1936/37 Forschungsassistentin KWI für Chemie, Abteilung Hahn/Meitner; SS 1938 Privatassistentin Physikalisch-Chemisches Institut der Universität Berlin, 1939 Habilitation, Wechsel an die Universität Innsbruck, wo ein eigener Lehrstuhl für Physikalische Chemie eingerichtet wurde; 1940 Lehrbefugnis für Physikalische Chemie, Dozentin der naturwissenschaftlichen Fakultät, 1942 Diätdozentin, WS 1945/46 provisorische Leitung des Physikalisch-Chemischen Institutes, 1948 Titel a.o. Prof., 1951 außerordentliche Professorin für Physikalische Chemie und Vorstand des Physikalisch-Chemischen Institutes, 1953/53 Forschungsaufenthalt in den USA (MIT); 1959 Ernennung zum ordentlichen Universitätsprofessor für Physikalische Chemie, 1970 emeritiert; Teilnahme an verschiedenen internationalen Kongressen und Fachtagungen, in Gemeinschaftsarbeit mit der Industrie und eigenen Dissertantinnen Anmeldung verschiedener Patente. Pionierarbeit auf dem Gebiet der Gaschromatografie, ein Verfahren zur Trennung und quantitativen Bestimmung verdampfter Stoffgemische, später eines der wichtigsten Hilfsmittel in der analytischen Chemie.
Ausz., Mitglsch.: Verschiedene Preise und Ehrungen; 1964 Aufnahme in die Österreichische Akademie der Wissenschaften, Tätigkeit im Verband der Österreichischen Akademikerinnen, 1954-56 Präsidentin; die ersten zehn Jahre ihrer Laufbahn arbeitete sie als freie und schlecht bezahlte Mitarbeiterin an diversen Instituten u. a. bei Fritz Haber, George de Hevesy, Kasimir Fajans, Otto Hahn und Lise Meitner. Die fruchtbare Zusammenarbeit am Kaiser Wilhelm Institut für Physikalische Chemie und Elektrochemie in Berlin mit dem Chemiker und Abteilungsleiter Michael Polnayi wurde 1933 durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten unterbrochen. E. C.s Arbeiten über chemische Reaktionsmechanismen wurden von N. Semjonow und C. Hinshelwood fortgesetzt und brachten jenen den Nobelpreis für Chemie 1956. Nach dem 2. WK legte sie gemeinsam mit ihrem Doktoranden Fritz Prior den Grundstein für eine weltweit erfolgreiche Analysetechnik. Archer John Porter Martin und Richard Laurence Millington Synge, die 1952 den Nobelpreis für die Entwicklung der Verteilungschromatographie erhielten, wird gelegentlich auch die Arbeit von E. C. zugeschrieben.

Werke

„Über die Reaktion zwischen Chlor, Wasserstoff und Sauerstoff im Licht. Dissertation, 1927, veröffentlicht in: Zeitschrift für Physikalische Chemie 128“ (1927),
„Über das katalytische Verhalten der Oxide seltener Erden. Zeitschrift für Physikalische Chemie Abt. A, Bd. 144, H. 3/3“ (1929),
„Gem. mit Hevesy, George: Über die Sulfate des Zirkoniums und Hafniums. Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie 195, H. 4“ (1931),
„Gem. mit Polanyi, Michael: Die Umwandlung von o- in p-Wasserstoff in festem Zustand. Zeitschrift für physikalische Chemie, Abt. B, Bd. 21, H. 5/6“ (1933),
„Reaktionsverlauf der o-p-Wasserstoffumwandlung in festem Wasserstoff. Zeitschrift für Physikalische Chemie Abt. B, Bd. 28“ (1935),
„Über homogene und heterogene Orthoparawasserstoffumwandlung bei tiefen Temperaturen. Berichte des VII. internationalen Kältekongresses“ (1936),
„Bestimmung der Selbstdiffusion in festem Wasserstoff aus dem Reaktionsverlauf der Ortho-Para-Umwandlung. Habilitationsschrift“ (1938),
„Gem. mit Müller, Roland: Trennung und Bestimmung von Substanzen durch Chromatographie in der Gasphase. Zeitschrift für Elektrochemie 55“ (1951),
„Gem. mit Pahl, Max: Kinetik der Gasreaktionen“ (1961),
„Zur Geschichte der Entfesselung der „Atomkraft“. Festschrift 150 Jahre Gewerbeverein. Hg. Österreichischer Gewerbeverein, Wien“ (1990)

Literatur / Quellen

Frauen in Innsbruck, Beneke 1999, Bischof 2002c, Miller 1993, Oberkofler 1998, Yount 1999

BiografieautorIn: