Cloeter, Hermine
Geb. München, Bayern, Deutschland, 31.1.1879
Gest. Krems an der Donau, NÖ, 22.2.1970
Herkunft, Verwandtschaften: Eltern: Christoph und Berta Cloeter. Der Vater stammte aus einer alten Hugenottenfamilie, er gründete in Wien eine Lackier- und Metallwarenfabrik und starb 1921. Die Mutter, geb. Dübell, war eine gebürtige Wienerin.
LebenspartnerInnen, Kinder: Adoptivsohn Christoph Cloeter verwaltete bis zu seinem Tod im Jahre 2000 ihren Nachlass.
Ausbildungen: Studierte an verschiedenen Privatlehranstalten, vor allem Fremdsprachen, Kunstgeschichte, Musik und Gesang.
Laufbahn: Lebte ab 1880 in Wien, wandte sich schon früh der Literatur zu. Ihre ersten Veröffentlichungen erschienen in der „Deutschen Zeitung“, „Chopin“ am 19.11.1902 und „Das fremde Glück“ am 27.2.1903. Sie war als Kulturhistorikerin und Dichterin tätig, schrieb zahlreiche kulturhistorische Essays und biografische Arbeiten und ab 1907 Feuilletons in der „Neuen Freien Presse“, ab 1933 war sie dort feste Mitarbeiterin. Begann mit 37 Jahren ein Tagebuch zu schreiben, das sie bis fast zu ihrem Tode weiterführte. Vom „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich erwartete sie zunächst eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation, war jedoch, was auch ihr Tagebuch widerspiegelt, zunehmend enttäuscht von der politischen Entwicklung. Obwohl sie Mitglied der NSDAP war, war sie zunehmend Repressalien ausgesetzt, am 26. September 1941 wurde sie aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen. Nach Kriegsende ist sie von der Entnazifizierung betroffen, 1948 wurde sie zwar amnestiert, eine Sühnezahlung bleibt ihr jedoch nicht erspart. 1963, schon erkrankt, zog sie in die Wachau.
H. C. pflegte mit dem Journalisten Hugo Wittmann eine Freundschaft und stand in Verbindung mit Katharina Schratt, sowie Otto von Zwiedineck-Südenhorst.
Ausz., Mitglsch.: 1919 Ebner-Eschenbach-Preis, 1944 Ehrenmünze der Stadt Wien, 1954 Professorentitel, 1958 Mozart Medaille, 1964 Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, 1969 Ehrenbürger der Marktgemeinde Weißenkirchen Wachau, 1970 Ehrenmedaille der Stadt Wien, 1976 Benennung einer Gasse im Wiener 14. Bezirk nach ihr. Gedenktafel an ihrem Wohnhaus Schaumburgerstraße 6. Mitglied des Goethe Vereins, ab 1927 Vorstand, Mitglied der Grillparzer Gesellschaft, Ehrenmitglied der Mozartgemeinde in Wien, Stifterin des Mariahilfer Heimatmuseums, Ehrenmitglied des Vereins für Geschichte der Stadt.
1919 als „berufenste und liebevollste Schilderin des alten Wiens“ (Neue Freie Presse, 11.9.1919, S. 7) und 20 Jahre später als „überaus prägnante Erscheinung im Wiener Schrifttum“ (Neues Wiener Tagblatt, 1.2.1939, S. 12) bezeichnet.
Werke
„Zwischen gestern und heute. Wanderung durch Wien und den Wienerwald“ (1911), „Häuser und Menschen von Wien“ (1915), „Geist und Geister aus dem alten Wien. Bilder und Gestalten“ (1922), „Donauromantik. Tagebücher und Skizzen aus der goldenen Wachau“ (1923), „An der Grabstätte W.A. Mozarts. Beitrag zur Mozartforschung“ (1931), „Mozarts Beziehungen zu Johann Thomas und Therese von Trattner“ (1933), „Die Erhebung der Stadt Wien vom Jahre 1855 über die Grabstelle Mozarts. Vortrag“ (1936), „Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel im Wiener Musikleben“ (1937 =Mitteilung der Akademie zur wissenschaftlichen Erforschung und zur Pflege des Deutschtums), „Beglücktes Wandern“ (1947), „Johann Thomas Trattner. Ein Großunternehmer im Theresianischen Wien“ (1952), „Verklungenes Leben. Die Geschichte einer Familie im Spiegel der Zeiten“ (1960), „Ideale und Wirklichkeiten. Aspekte der Geschlechtergeschichte. Briefwechsel zwischen Hermine Cloeter, Emma Cloeter und Otto von Zwiedineck-Südenhorst 1893-1957“ (1995)
Literatur / Quellen
Quellen
WStLb Handschriftensammlung (Weiterer Nachlassteil: Autographen-, Handschriften- und Nachlass-Sammlung der ÖNB) Erwerbung 1959, Teilnachlass, 1/3 Karton: Notizen zum Trattnerhof. Einzelne Briefe. Schmalfilme. Unbearbeitet. ÖAW. Dr. Christoph Cloeter archivierte die Tagebücher und Teile des Nachlasses. 2001 wurden sie der Akademie der Wissenschaften übergeben. DB NS-Lit. Graz, Tagblattarchiv (Personenmappe), www.stadtbibliothek.wien.at/sammlungen/handschriften/
Literatur
Friedrich 1995a, Hall/Renner 1992, Schmid-Bortenschlager/Schnedl-Bubenicek 1982, Schmidt 1991, H. C.. Preisträgerin des Ebner-Eschenbach-Fonds. In: NFP, 11.9.1919, S. 7, H. C. 70 Jahre alt. In: NÖ, 30.1.1949, H. C. – 80 Jahre. In: WZ, 31.1.1959, S. 5