Breitler Desideria „Daisy“, geb. Leitner; Betriebsrätin und Widerstandskämpferin
Geb. Differdingen, Luxemburg, 22.1.1910
Gest. Wien, 12.4.1979
D. B. wird am 22. Jänner 1910 im luxemburgischen Differdingen als Tochter des Bergarbeiterehepaars Karl und Josefine Leitner geboren, wo diese bei einer Berg- und Hüttengesellschaft beschäftigt sind. In Luxemburg besucht D. B die Volksschule, ehe sie mit ihren Eltern nach Kapfenberg kommt und in Bruck an der Mur die Bürgerschule absolviert. Danach arbeitet sie als landwirtschaftliche Hilfsarbeiterin.
Bereits mit 14 Jahren tritt sie in Kapfenberg dem Kommunistischen Jugendverband (KJV) bei, wo sie zunächst Schriftführerin und bald schon Führerin des Verbandes wird. Als Delegierte des KJV nimmt sie 1928 am V. Weltkongress der Kommunistischen Jugendinternationale sowie am VI. Weltkongress der Kommunistischen Internationale in Moskau teil und absolviert 1930 die Internationale Lenin-Schule in Moskau. Nach Wien zurückgekehrt übernimmt sie eine Reihe von Funktionen innerhalb des KJV und der KPÖ. So ist sie z. B. ab 1930 ZK-Mitglied des KJV und kurzzeitig auch Sekretärin des Kommunistischen Jugendverbands. Von dieser Funktion tritt sie jedoch bald wieder zurück und Leo Gabler (11.5.1908–7.6.1944) übernimmt diese Funktion ab September 1931. D. B. arbeitet in der Folge im Sekretariat der KPÖ und ist – nachdem die KPÖ 1933 verboten wird – für die KPÖ illegal in Kärnten und in der Steiermark tätig. Im Juni 1936 wird sie in Wien festgenommen, kommt jedoch im Februar 1937 im Zuge einer Amnestie wieder frei. 1937 heiratet sie den Arbeiter Johann Breitler. Von Kapfenberg aus beginnt sie bald nach dem „Anschluss“ 1938 im Mürztal – von Kapfenberg bis Mürzzuschlag – Mitglieder für die KPÖ zu werben und Zellen aufzubauen. Von der KPÖ-Organisation um D. B. werden 1939 auch Flugschriften verfasst und verteilt, die sich mit der Kriegslage und mit den sozialen Auswirkungen der nationalsozialistischen Politik auf die Arbeiter auseinandersetzen. Durch einen Spitzel innerhalb der KP-Zelle verraten, wird sie am 6. Februar 1940 festgenommen und ins Untersuchungsgefängnis Berlin-Moabit überstellt. Vom Oberreichsanwalt beim Volksgerichtshof wird sie noch im Oktober 1940 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ und wegen „Beeinflussung der Massen durch Herstellung und Verbreitung von Schriften“ angeklagt und schließlich am 25. Februar 1941 vom Volksgerichtshof zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt, die sie bis zur Befreiung 1945 im Zuchthaus Aichach in Bayern absitzt.
Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus kehrt sie in die Steiermark zurück, wo sie 1945 innerhalb der KPÖ zunächst für die Frauenpolitik verantwortlich ist und bei der Nationalratswahl im November 1945 an vierter Stelle kandidiert. 1946 geht sie nach Wien, wo sie in der Folge lange Jahre als Betriebsrätin der Bau- und Holzarbeitergewerkschaft und als stellvertretende Vorsitzende des Frauenausschusses der Gewerkschaftlichen Einheit tätig ist. D. B. stirbt am 12. April 1979 in Wien.
Qu.: 7 J 242/40: Anklageschrift und Urteil gegen D. B. u. a.
L.: Schafranek 1997, Volksstimme, 22.1.1970; 13.4.1979, Wahrheit, 25.11.1945
Heimo Halbrainer