Bock Susanne, geb. Susanne Ha(c)kl, verh. Lipscher; Anglistin, Sprachwissenschafterin und Übersetzerin
Geb. Wien, 13.5.1920
Gest. Wien, 30.7.2022

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Oswald Ha(c)kl, 1942 aus dem Krankenhaus in der Seegasse nach Minsk deportiert; Mutter: Rosa Pisk, wohnte in Slough, wo auch S. B. die Emigration verbracht hatte und kehrte 1951 nach Wien zurück.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1. Ehe: verheiratet mit Lipscher, einem tschechoslowakischen Staatsbürger; 2. Ehe: ab Juni 1949 verheiratet mit Wolfgang Bock, Beamter, ein nach dem Krieg wiedergefundener Jugendfreund; Sohn: Peter (*1954).
Ausbildungen: Besuchte ein Realgymnasium in Wien und konnte noch 1938 die Matura ablegen; 1983 Mag.phil., 1993 Dr.phil.
Laufbahn: Floh nach Italien, lebte unter anderem als Stubenmädchen und Hausgehilfin in Mailand, wurde später ausgewiesen. Sie emigrierte 1939 nach Großbritannien und war in mehreren Berufen tätig. Mitarbeiterin des „Journal of the Iron and Steel Institute“ in London. 1945 ging sie in die Tschechoslowakei und kam 1946 zu Fuß nach Wien. Durch einen Freund kam sie an die Stelle im Information Services Branch New Section, Political Division Allied Commission for Austria. Englische Nachrichten sollten in fehlerfreies Deutsch übersetzt werden, das keine Spuren von nationalsozialistischen Ausdrücken beinhalten durfte, sie wurde Sekretärin von Max Wilde. Die Wohnungssuche erwies sich als schwierig, da sie die Wohnung in der Seegasse, in der ihre Mutter gewohnt hatte, nicht mehr zurückbekam, eine kleine Wohnung in der Hofmühlgasse (Wien 6) wurde ihr zugewiesen, die einem SS-Mann gehört hatte. Der SS-Mann erhielt schließlich seine Wohnung zurück. 1950 erhielt sie, inzwischen verheiratet, eine Gemeindewohnung in der Simonygasse (Wien 18). Als ihre Arbeitsstelle aufgelöst wurde, wechselte sie 1947 zum American Joint Distribution Comittee, der Jüdinnen und Juden unterstützen und fördern wollte. Sie wurde dort auch Betriebsrätin. Ab 1951 war sie bei der Fluggesellschaft El Al tätig. Als sie bei der Fluggesellschaft gekündigt wurde, wechselte sie zum United Restitution Office. Schließlich machte sie sich mit einem Spiel- und Sportgeschäft in der Seilerstätte 24 (Wien 1) selbständig. Als die Konkurrenz größerer Kaufhäuser zu stark wurde, wechselte sie in die Branche der Kunststoff-Bodenbeläge und handelte später mit keramischen Wand- und Bodenbelägen. Bis zu ihrer Pensionierung arbeitete sie als Sekretärin einer humanitären Organisation. 1978 ging sie in Pension und begann im selben Jahr ein Studium der Anglistik und Sprachwissenschaft. Übersetzerin zahlreicher soziolinguistischer Arbeiten ins Englische.

Werke:
Mit dem Koffer in der Hand. Leben in den Wirren der Zeit 1920-1946 (1999)
Heimgekehrt und fremd geblieben. Eine alltägliche Geschichte aus Wien 1946 bis 1955“ (2003)
Peter sprang und Pjotr überlebte. Geschichte einer Integration (2017)

Literatur und Quellen:
Blumesberger Susanne / Doppelhofer Martin / Gabriele Mauthe (Hg.): Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft. 18. bis 20. Jahrhundert. Österr. Nationalbibliothek, München 2002. https://www.wina-magazin.at/das-ist-nicht-vorbei-das-geht-nicht/
https://exilforschung.ac.at/zum-100-geburtstag-susanne-bock-oege-ehrenmitglied/
http://www.susannebock.at