Blonder Lola, geb. Zipser, verh. Schutzmann; Schriftstellerin
Geb. Wien, 21.5.1894
Gest. Lowell, Massachusetts, USA, 2.12.1998 (4.12.)
Herkunft, Verwandtschaften: Stammt aus einer bürgerlich-jüdischen Familie; Vater: Josef Zipser (1860-1925), Dr. iur., Rechtsanwalt, Journalist; Mutter: Regina geb. Losch (1865-1950), emigrierte 1940 nach Palästina; Geschwister: Julian (1893-1960), Dr.iur., emigrierte 1938 nach Palästina; Felix (1897-1984), Dr.med., emigrierte 1939 nach Palästina; Hedwig (1905-1973) emigrierte 1938 in die USA.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1. Ehe: heiratete 1920 Herbert-David Schutzmann (1890-1937), Dr.iur., Rechtsanwalt; 2. Ehe: heiratete 1948 Sigmund Blonder (1887-1949), Juwelier-Uhrmacher, war einer der Überlebenden des vor der Küste Palästinas im November 1940 gesunkenen Flüchtlingsdampfers „Patria“; Kinder: Robert (*1924), Schriftsteller, Moderator, emigrierte 1938 nach Palästina; 1948 GB; Eva, verh. Rindner (*1928), Krankenpflegerin, Röntgenassistentin, emigrierte 1938 nach Palästina.
Ausbildungen: Sie erhielt zusätzlich zum Schulbesuch Privatunterricht und eine kurze kunstgewerbliche Ausbildung.
Laufbahn: Anstellung bei einer Firma am Graben, Wien. 1914-1916 freiwillige Krankenschwester in der Radetzky-Kaserne auf der Schmelz, Wien. 1916-1918 freiwillige Armeeschwester an der Ostfront. 1918-1919 Ausbildung u. Anstellung am Univ. Institut für Bakteriologie u. Histologie. Gleichzeitig unbezahlte Halbtagsstelle im Laboratorium des Rothschildspitals. 1937 Konfiszierung der Kanzlei des verstorbenen Ehemanns inkl. des gesamten Vermögens. Im Jahr 1938 Landesverweisung. Im Juni 1938 floh sie mit den Kindern über Italien nach Palästina. Ließ sich zur Kosmetikerin ausbilden. Bis 1953 Erzeugung und Verkauf von Kosmetikwaren. Es gelang ihr, ihrer Mutter und ihren beiden Brüdern die Flucht nach Palästina zu ermöglichen. Schrieb seit ihrer frühesten Jugend Lyrik und Prosa. 1953-1958 Aufenthalt in Wien bei der Familie der Tochter, dort erfuhr sie eine erste literarische Förderung durch Rudolf Felmayer. Erste Veröffentlichungen und Lyrik-Vertonungen folgten. 1958 Übersiedlung in die USA zur Familie ihrer Tochter. Kurzfristige Aufenthalte in New York und Waltham bei Boston. Lebte ab 1959 in Lexington/Massachusetts. Kümmerte sich u. a. um Haushalt und Kinder der Tochter. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem erneuten Sprachverlust, wurde sie ab 1976 von Harry Zohn wieder zum Schreiben ermutigt. Intensivierung der schriftstellerischen Tätigkeit. Veröffentlichungen in Zeitschriften und publizierte Anthologien. Teilnahme an Veranstaltungen mit Studenten, Lesungen etc. Zahlreiche unpublizierte deutsche und englische Texte.
Ausz., Mitglsch.: Silberne Ehrenmedaille vom Roten Kreuz mit Kriegsdekoration. Seit 1983 Mitglied von Delta Phi Alpha der Brandeis University in Waltham. (Deutsche Ehrenverbindung).
Qu.: Judaica-Projekt/ÖNB; DÖW.
W.: „Gem. mit Anna Rattner: 1938 − Zuflucht Palästina. Zwei Frauen berichten“ (1989)
L.: Bolbecher/Kaiser 2000, ÖNB 2002, Wall 2004, Wall 1995, Wedel 2010