Bloch-Bauer Adele, geb. Bauer; Mäzenin und Kunstsammlerin
Geb. Wien, 9.8.1881
Gest. Wien, 24.1.1925
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Moriz Bauer (1840-1905), Generaldirektor des Wiener Bankvereines und Präsident der Orientbahnen; Mutter: Jeannette Bauer geb. Honig (1844–1922); Geschwister: Karl; Therese (1874–-1961).
LebenspartnerInnen, Kinder: 19.12.1899 Heirat mit Ferdinand Bloch (1864-1945), Sohn des Zuckerfabrikanten David Bloch und Frau Marie Straschnows; keine Kinder.
Ausbildungen: durfte nicht studieren, beschäftigte sich autodidaktisch mit der französischen, deutschen und englischen Literatur.
Laufbahn: Als A. B.-B. 15 Jahre alt war, starb ihr geliebter Bruder Karl und ließ sie traumatisiert zurück. Sie begann, sich von ihrer Religion zu distanzieren, litt darunter, nicht studieren zu dürfen und war allgemein in ihrem Elternhaus unglücklich. A. B.-B. heiratete in jungen Jahren den sehr viel älteren Ferdinand Bloch; ihre Schwester Therese hatte zuvor Blochs Bruder Gustav geheiratet. A. B.-B. und ihr Ehemann führten ab 1917 beide den Doppelnamen. Sie führte im Palais in der Elisabethstraße 18 in der Wiener Innenstadt einen berühmten Salon, in dem sie Wiens bedeutendste Intellektuelle und Künstler zusammenbrachte. Zu ihren berühmtesten Gästen zählten: Karl Renner, Julius Tandler, Gustav Mahler, Richard Strauss, Alma Mahler-Werfel, Stefan Zweig, Jakob Wassermann und Gustav Klimt. Zu Klimt pflegte sie ein inniges Verhältnis und förderte sein Werk besonders. Bis zu ihrem Tod im Jahr 1925 wurde A. B-B oftmals von Klimt porträtiert, am berühmtesten sind das goldene Porträt „Adele Bloch-Bauer I“ und das 1912 entstandene Bildnis „Adele Bloch-Bauer II“. Das Ehepaar B.-B. hatte eine bedeutende Kunstsammlung, bestehend u. a. aus Gemälden von Ferdinand Georg Waldmüller, Rudolf von Alt, Emil Jakob Schindler und aus Stücken klassischen Wiener Porzellans. Als das Paar 1919 in ein Haus gegenüber der Akademie der bildenden Künste zog, errichtete A. B.-B. eine wahren Schrein für Klimt: Ein ganzes Zimmer war mit seinen Gemälden behangen, und auf einem Tisch stand ein Foto von ihm. Nach dem Fall der Monarchie suchte das Paar B.-B. um tschechische Staatsbürgerschaft mit Adresse auf dem Schloss Jungfern an. Wien blieb dennoch der Hauptwohnort der beiden. Julius Tandler wurde der Arzt von A. B.-B., und bald begann auch sie, sich für den Sozialismus einzusetzen. Nach ihrem plötzlichen Tod an Meningitis sollte sie testamentarisch großzügige Spenden u. a. an die Wiener Kinderfreunde hinterlassen. Im Jahr 1938 wurde gegen Ferdinand Bloch-Bauer ein Strafverfahren wegen angeblicher Steuerdelikte eingeleitet. Er floh in die Schweiz, wo er gegen Kriegsende verstarb. Nachdem die Kunstsammlung der B.-B.s 1939 arisiert worden und auch die wertvollen Klimt-Porträts beschlagnahmt worden waren, konnte erst 2006 die in den USA lebende Nichte A. B.-B.s, Maria Altmann, die Restitution des Gemäldes „Goldene Adele“ bewirken. Das Gemälde wurde verkauft und ist heute in der Neuen Galerie in New York zu sehen. A. B.-B. wurde am Urnenhain des Wiener Zentralfriedhofs beigesetzt. Wohl durch ihre Beschäftigung mit Literatur hatte A. B.-B. eine Faszination für die Romantik und für den romantischen Habitus entwickelt; ihre Nichte Maria Altmann beschrieb sie nach Eindrücken aus ihrer Kindheit als „krank, leidend, immer mit Kopfweh, rauchend wie ein Schlot, furchtbar zart, dunkel. Ein durchgeistigtes Gesicht, schmal, elegant. Süffisant, arrogant … Stets auf der Suche nach geistiger Anregung“ (Natter/Frodl, S. 118).
L.: Von Arnstein bis Zuckerkandl 1993, Lillie 2004, Natter/Frodl 2000, Wikipedia