Bitterlich Gabriele, geb. Göhlert; Mystikerin und Gründerin des Engelwerkes
Geb. Wien, 1.11.1896
Gest. Petersberg, Tirol, 4.4.1978

Herkunft, Verwandtschaften: Tochter des Juristen Bernhard Göhlert und der Friederike van Aken-Quesar. 1900 wird der Vater, der in der k.k. Verwaltung tätig ist, beruflich nach Czernowitz in der Bukowina versetzt und zieht mit seiner Familie dorthin. Aus gesundheitlichen Gründen wird der Vater 1903 nach Meran versetzt.

Ausbildungen: In Meran beginnt G. G.s Schulzeit im Pensionat der Englischen Fräulein, mit ihnen bleibt sie ihr ganzes Leben lang verbunden. Später besucht sie die Schule der Ursulinen in Innsbruck. Nach der Matura bei den Ursulinen belegt G. G. an der Universität Innsbruck die Fächer Germanistik und Geschichte.

Laufbahn: Das Ende des Ersten Weltkrieges erlebt sie in Südtirol. Am 23. Mai 1919 heiratet G. G. den Bruder einer Freundin, den Juristen Hans Bitterlich. Er ist sudetendeutscher Herkunft und Mitglied der „Akademischen Sängerschaft der Skalden“, einer freiheitlichen, deutschnationalen, antiklerikalen Burschenschaft in Innsbruck. Im selben Jahr wird Hans Bitterlich nach Bregenz in das von der Tiroler Landesregierung mitverwaltete Bundesland Vorarlberg als Landessekretär geschickt. Am 24. April 1920 wird ihre Tochter Roswitha Bitterlich geboren. Doch Hans Bitterlich fühlt sich in Bregenz fremd und da er in Innsbruck keine Anstellung bekommt, nimmt er eine Stellung als Direktor einer Samtfabrik in Schluckenau, einer kleinen Bezirksstadt im nordöstlichen Böhmen, nahe der Grenze zur sächsischen Oberlausitz, an. In Schluckenau kommt am 4. Mai 1923 das zweite Kind des Ehepaares Bitterlich, ein Sohn namens Hansjörg, zur Welt und im Oktober des darauffolgenden Jahres das dritte Kind, der Sohn Wolfram. Im September 1928 übersiedelt die Familie nach Innsbruck in die Kaiser-Franz-Joseph-Straße 5, wo sie 25 Jahre bleiben. In dieser Wohnung leben außer der jungen Familie Bitterlich noch die Mutter und die Tante von Hans Bitterlich, ein schwieriges und konfliktträchtiges Zusammenleben, das 1930 zu einem Nervenzusammenbruch von G. B. führt. Die materielle Situation der Familie ist prekär, Hans Bitterlich versucht seine künstlerische Begabung für den Unterhalt der Familie einzusetzen; zuerst in der Bildhauerei Linser in Innsbruck, später durch den Verkauf seiner Werke in Kunsthandlungen in Wien. Ein finanzieller Erfolg stellte sich nicht ein und die kleine Rente Hans Bitterlichs reicht für den Lebensunterhalt nicht aus. In dieser Zeit sorgt die älteste Tochter, Roswitha Bitterlich, mit dem Malen von Ansichtskarten für regelmäßige finanzielle Einkünfte der Familie. Während des Zweiten Weltkrieges wird G. B. herzkrank, außerdem leidet sie 1946 an Gehirnhautentzündung und Gelbsucht. Trotz ihrer Krankheiten und der schlechten Versorgungslage in den letzten Kriegsjahren und der Nachkriegszeit nimmt G. B. drei vor den Russen geflüchtet Waisenmädchen auf und hat somit eine achtköpfige Familie zu versorgen. Der aus dem Krieg zurückgekehrte Sohn Hansjörg nimmt seine vor dem Krieg begonnenen naturwissenschaftlichen Studien nicht mehr auf, sondern wird Priesterstudent am Innsbrucker Seminar. Zur Freude seiner Eltern wird er am 30. Mai 1952 zum Priester geweiht.
Die Visionen der G. B., die die geistige Grundlage des Engelwerkes (Opus Sanctorum Angelorum) bilden sollten, nehmen ab den dreißiger Jahren zu. G. B. hatte schon zuvor Engelvisionen, so zum Beispiel als kleines Mädchen von ihrem Schutzengel oder bei der Geburt ihres ersten Sohnes, doch nun werden diese Visionen immer häufiger. Sie erhält 1949 von der Innsbrucker Diözese den Auftrag ihre Visionen aufzuschreiben. Es entsteht ein geistliches Tagebuch, das die Grundlage für das Buch „Das Reich der Engel“ wird. Bis auf ein 32-seitiges Buch mit dem Titel „Folge mir“, das mit Druckerlaubnis der Diözese Graz-Seckau 1962 erschienen ist, wurde von G. B.s Schriften nichts veröffentlicht, obwohl sie angeblich 80.000 Manuskriptseiten über ihre Eingebungen hinterlassen hat .Diese Aufzeichnungen sind nur den Mitgliedern des Opus Angelorum zugänglich. Der Anfang der Organisation des „Engelwerkes“ kann auf 1961 datiert werden. Am 20. April 1961 genehmigt Bischof Rusch für die Administratur Innsbruck-Feldkirch eine „Schutzengel-Bruderschaft“. Im selben Jahr, am 13. Juni 1961 stirbt Hans Bitterlich. Das Engelwerk baut in den darauffolgenden Jahren die Burg Petersberg zu seinem ersten klösterlichen Sitz aus. Gabriele Bitterlich verbringt dort ab 1974 ihre letzten Lebensjahre. Sie stirbt am 4. April 1978 und wird bei der Burgmauer begraben Das Opus Angelorum ist mittlerweile über viele Länder verbreitet, vor allem in Deutschland, Österreich, Schweiz, Brasilien und Portugal befinden sich seine Anhänger. Innerhalb der katholischen Kirche sind die Visionen der G. B. und das Opus Angelorum, das sich daraus entwickelt hat, umstritten.

Qu.: Tagblattarchiv (Personenmappe).
L.: Bitterlich 1990, Boberski1990, Cramer 1961, Gstrein 1990, Soden-Fraunhofen 1985, Wagner 1992

Karin Nusko