Benedict Marianne, geb. Neumann; Vereinspräsidentin
Geb. Pressburg, Ungarn (Bratislava, Solwakei), 1848
Gest. Wien, 1930

Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Helene „Leni“ Neumann, geb. Cohn (ca.1823-1888); Vater: David Neumann (1821-1880), Seidenfabrikant, gründet 1879 mit seinem Bruder Adolf Neumann die „Weberei und Baumwolldruckfabrik M. B. Neumanns Söhne“ im böhmischen Königinhof, nach seinem Tod führt Sohn Heinrich sie weiter; fünf Geschwister: Alexander; Heinrich; Ferdinand; Berta verh. Waerndorfer; Jenny verh. Mautner.
LebenspartnerInnen, Kinder: heiratete wie ihre beiden Schwestern in eine Textilfabrikantenfamilie ein und ehelichte Marcus Moritz Benedict (1834-1909), Wiener Industrieller; zwei Töchter: die ältere Emmy Benedict; die jüngere Marianne „Minnie“ Benedict (1887-1925), hat ab 1895 engen Kontakt mit Hugo von Hofmannsthal und im Jahr darauf ein Verhältnis mit ihm.
Laufbahn: Die Eltern waren dem Großbürgertum zugehörige assimilierte Juden aus Pressburg, die einige Zeit nach der ungarischen Revolution und nach Wien übersiedelt waren. Die Familie fuhr gemeinsam auf Sommerfrische nach Bad Ischl. Die Mutter erzog ihre Töchter zur Geselligkeit und brachte sie früh in Kontakt mit DenkerInnen und KünstlerInnen der Zeit. Nach der Gründung ihrer eigenen Familie stand M. B. ebenfalls in freundschaftlichem Kontakt zu Größen des Wiener Geisteslebens und veranstaltete Soireen im Hause Benedict. Unter anderem war sie mit Arthur Schnitzler befreundet, der ihrer Tochter Minnie den Hof machte. Schnitzler berichtete in seinem autobiographischen Text „Jugend in Wien“ von einem Treffen mit der Familie Benedict im Reichenauer Thalhof im August 1886 und beschrieb eine noch jugendliche, hübsche M. B., die dem erst 24-jährigen Schnitzler jedoch wegen ihres schon früh ergrauten Haares im Vergleich zu ihrer schönen, 15-jährigen Tochter Minnie „wie eine Matrone“ erschien. M. B. wurde 1872 in Nachfolge Ida Stiasnys Präsidentin des „Wiener Frauen-Erwerb-Vereins“. Sie war Mitglied des „Israelitischen Frauen-Wohltätigkeits-Vereines in Wien“ und Vorstandsmitglied des „Mädchen-Unterstützungs-Vereines“.

Qu.: Korrespondenz M. B.s mit Schnitzler im Teilnachlass Arthur Schnitzler, Deutsches Literaturarchiv Marbach.
L.: Torggler 1999