Becker-Donner Etta, Violetta; Ethnographin
Geb. Wien, 5.12.1911
Gest. Wien, 24.9.1975

Herkunft, Verwandtschaften: Kommt aus einem wohlsituierten Wiener Bürgerhaus in Hietzing. Ihre Mutter stammt aus einer Bahnbeamtenfamilie, der Vater, Dr. Donner, war Bundesbahnbeamter.

LebenspartnerInnen, Kinder: 1941 Heirat mit Dr. Hans Becker (†1948), Maler. Als ehemaliger Funktionär der Vaterländischen Front 1938 von der Gestapo verhaftet, aus dem KZ Dachau entlassen. Nach Kriegsende im Aussenamt, wurde 1947 nach Rio de Janeiro berufen und wurde österreichischer Geschäftsträger in Chile.

Ausbildungen: Gymnasium, ab 1928 Studium an der Universität Wien, afrikanische Sprachen bei Czermak, Ethnologie bei Koppers Baumann; 1940 Promotion mit einer Arbeit über die „Sprache der Mano“.
Laufbahn: In der Literatur finden sich widersprüchliche Zeitangaben über ihre Reisen. Anfang 1934 bis Sommer 1935 Alleinreise nach Liberia/Westafrika, 1936/37 8-monatige Reise nach Liberia; 1936 (37?) Ausstellung ihrer Sammlungen aus Westafrika im Wiener Museum für Völkerkunde, bis zu ihrer Promotion wissenschaftliche Hilfskraft am Museum für Völkerkunde; nach ihrer Heirat zunehmendes Interesse an den indigenen und kolonialen Kulturen Lateinamerikas, bedingt durch den Beruf ihres Mannes Aufenthalt in Chile, nach dessen Ermordung Rückkehr nach Wien, 1954 und 1956 Reisen in das Territorium Rondonia in Brasilien, dort ethnographische Arbeit und archäologische Ausgrabungen; 1963 Zentralafrika; seit 1955 Leiterin des Museums für Völkerkunde, seit 1956 Direktorin; in den 1960er Jahren ethnographische Studien im Hochland von Guatemala und bei den Bribri in Costa Rica; kürzere Reisen nach Mexico, Honduras und Panama; 1965 auf ihre Initiative hin Gründung des Österreichischen Lateinamerikainstituts, Aufbau von kunsthandwerklichen Kooperativen, 1972/73 Ausstellung „Volkskunst in Lateinamerika“ in Wien, Deutschland, Belgien, Niederlande; Informationskurse über verschiedene Regionen der Dritten Welt am Wiener Museum für Völkerkunde in Kooperation mit der österreichischen UNESCO-Kommission und dem Lateinamerika-Institut.
Als Direktorin des Museums für Völkerkunde arbeitete E. B.-D. ebenso am Aufbau der technischen Dienste und an der Schaffung von Außenstellen wie am Ausbau der Sammlungen und der Einrichtung zahlreicher Sonderausstellungen. Ihr ethnographisches Interesse verband sie zunehmend mit gesellschaftspolitischem Engagement für die Entwicklungsförderung.
Mitglsch.: Mitbegründerin und 1965-75 Präsidentin des Lateinamerika-Instituts in Wien.

Qu.: Wien, Museum für Völkerkunde, Teilnachlass; Tagblattarchiv (Personenmappe).
W.: „Hinterland Liberia“ (1939), „Präkolumbianische Malerei“ (1962), „Meisterwerke koreanischer Kunst“ (1962), „ Zentralamerikanische Studien“ (1963), „ Die Sprache der Mano“ (1965), „Guatemala und seine Volkskunst“ (1967), „ Notizen über die Huanyam“ (1974)
L.: Bamberger 1966, Feest 1977, Fuchs 2002, Kossek/Habinger 1993, Kratzer 2001, Manndorff 1975/76, Manndorff 1976, Manndorff 1978, Teichl 1951, Weinzierl 1975, AZ, 25.12.1954, Die Presse, 24.2.1955, Die Presse, 6.2.1955, WP, Nr.18, 30.4.1955, www.aeiou.at