Bayr-Klimpfinger Sylvia; Psychologin
Geb. Wien, 1.8.1907
Gest. Wien, 25.7.1980
Herkunft, Verwandtschaften: Ihr Vater war Bahnbeamter.
LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet mit Dr. Rudolf Bayr, Schriftsteller.
Ausbildungen: Volks- und Bürgerschule; Lehrerinnenbildungsanstalt der Schwestern vom armen Kinde Jesu in Döbling; 1926 Reifeprüfung für Volksschulen; 1927-29 „Viersemestriger hochschulmäßiger Lehrerbildungskurs“ am Pädagogischen Institut der Stadt Wien; im Juni 1928 Ablegung der für die Inskription an der Universität notwendigen Ergänzungsprüfung für Realgymnasien; WS 1928/29 Lehrveranstaltungen aus Psychologie, Philosophie, Pädagogik, Physik und Mathematik an der Universität Wien; Promotion im November 1932 zum Dr.phil. Ihre Dissertation „Die Gestaltkonstanz in ihrer Entwicklung und Beeinflussung durch Übung und Einstellung“ verfasste sie unter Egon Brunswik. Sie habilitierte sich mit „Die Testmethode im Rahmen der Persönlichkeitsbegutachtung. Möglichkeiten und Grenzen“.
Laufbahn: Nach dem Studienabschluss wurde sie mit 1. Dezember 1933 von der Gemeinde Wien als Hilfslehrerin in den Schuldienst übernommen. Seit Beginn des Schuljahres 1936/37 provisorische Lehrerin an der Hauptschule für Mädchen in Wien 8, Zeltgasse. Im März 1940 Beurlaubung; 1940 Assistentin in Vertretung am Psychologischen Institut der Universität Wien. Seit 1.1.1941 war S. B.-K. Mitglied der NSDAP, Mitglied der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt und des NS-Lehrerbunds. Anfang 1943 habilitierte sie sich als Privatdozentin für Psychologie und wurde im März 1944 planmäßige Assistentin am Psychologischen Institut. Sie schied aus dem Schuldienst aus und war ab 1945 „nichtständige Hochschulassistentin“ am Pädagogischen Seminar der Universität Wien. Gleichzeitig war sie Leiterin der Kinderpsychologischen Abteilung am Pädagogischen Seminar der Universität Wien. Im Zuge der Entnazifizierung an der Universität wurden alle in der NS-Zeit erfolgten Ernennungen aufgehoben. S. B.-K. erhielt im Juli 1948 neuerlich die Lehrbefugnis für Psychologie. Im Jahr 1950 wurde ihr der Titel tit. ao. Prof. verliehen, 1955 wurde sie zur ständigen Hochschulassistentin bestellt. S. B.-K. wurde 1956 auf ein neu eingerichtetes Extraordinariat für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie berufen 1961 Transferierung der am Pädagogischen Seminar aufgebauten Abteilung für Kinderpsychologie an das von Hubert Rohracher geleitete Psychologische Institut, 1967 Berufung auf ein neu geschaffenes Ordinariat für Pädagogische Psychologie.
Am Psychologischen Institut war S. B.-K. vor allem im Lehrbetrieb tätig. Hier hielt sie experimentalpsychologische Einführungskurse, Vorlesungen über die Psychologie des Kindes- und Jugendalters und bot kinder- bzw. jugendpsychologische Begutachtungspraktika an. S. B.-K. verstand ihre Arbeit als Fortsetzung der von Charlotte Bühler begründeten Wiener Schule der Kinder- und Jugendpsychologie. Sie passte den ursprünglich von Bühler und Hildegard Hetzer zu Beginn der 1930er Jahre entwickelten Kleinkindertest an die Bedürfnisse der NSV-Erziehungsberatung an, bemühte sich um Ergänzung der Wiener Entwicklungstests um eine Reihe für das 7. Lebensjahr, orientierte sich an der die Bühler-Schule kennzeichnenden vergleichenden Verhaltensforschung und erweiterte den Ansatz um familiensoziologische Problemstellungen. S. B.-K stellte Testmaterialien her, verschickte Verzeichnisse der lieferbaren Bestände an die NSV und fertigte psychologische Begutachtungen für die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt an. Sie nahm sich zudem der Ausbildung von NSV-Kindergärtnerinnen, NSV-Jugendleiterinnen und NSV-Fürsorgerinnen an. In den 1960er Jahren konzentrierte sich ihre Arbeit auf die Frage der Entwicklung von kindgerechtem Spielzeug, altersgemäßen Kinderbüchern, sowie auf die entwicklungspsychologische Untersuchung der Auswirkung des neuen Mediums Fernsehen.
Qu.: UA Wien, ÖSta, AdR.
W. u. a.: „Über den Einfluß von intentionalen Einstellungen und Übung auf die Gestaltkonstanz“ (1933), „Die Entwicklung der Gestaltkonstanz vom Kind zum Erwachsenen“ (1933), „Die Testmethode im Rahmen der Persönlichkeitsbegutachtung. Möglichkeiten und Grenzen“ (1944), „Eine Entwicklungstestreihe für das 7. Lebensjahr“ (1949), „Die Wandlungen der Familie und ihre Auswirkungen auf die Erziehung“ (1950), „Erkenntnis und Erziehung. Eine Festschrift für Richard Meister“ (1961)
L.: Benetka 2002, Böhm 1999