Barbara von Thun, verh. von Wolkenstein; Kammerfrau
Geb. 29.8.1483
Gest. 29.8.1509

Herkunft, Verwandtschaften: Eltern: Paula de Cavalli von Ross und deren erster Ehemann Viktor von Thun (†1487), Landeshauptmann von Tirol; Paula de Cavallis von Ross war in zweiter Ehe mit dem Freiherrn Nikolaus von Firmian (†1510) verheiratet; Geschwister: Sebastian († 21. Oktober 1497); Ursula, verheiratet mit Jakob Ritter Fuchs von Fuchsberg und Hocheppan auf Freudenstein; Dorothea, verheiratet mit Dietrich von Boskowitz-Tschernahor (†1514); Katharina (†1509 [?] oder nach 1513, verheiratet mit dem Sohn Nikolaus’ von Firmian, Georg von Firmian, Landeshauptmann von Tirol (†1541); Balthasar (geboren, †1487).

LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet mit Michael von Wolkenstein-Rodenegg († 15. April 1518); Kinder: früh verstorben Philipp und Bianca; Regina Bianca (1502-1539), verheiratet mit Alexander von Ortenburg; Eleonore (geb. 1504); Veit (geb. 1506), Katharina (geb. 1508), Anna (geb. 1509).

Laufbahn: B. war die älteste Tochter der Paula de Cavalli von Ross aus Verona und ihres ersten Ehemannes Viktor von Thun. B.s Mutter heiratete in zweiter Ehe 1490 den zum zweiten Mal verwitweten Nikolaus von Firmian (†1510), 1480/81 Hauptmann von Trient, seit 1488 Hauptmann an der Etsch und Burggraf von Tirol. 1494 wurde er Hofmeister der Königin Bianca Maria und seine Frau Paula deren Hofmeisterin. B. und ihre jüngeren Schwestern Dorothea und Katharina gehörten ebenfalls zum Hofstaat der Königin.
B. wird am 6. Juli 1494 erstmals als Angehörige des Frauenzimmers erwähnt und am 18. August 1495 als Kammerfrau bezeichnet. B. und ihre Schwester Dorothea genossen am Hof hohes Ansehen. Beide wurden 1495 auf Anordnung Kaiser Maximilians im Rang erhöht, da ihre Familie in den Freiherrenstand (Reichspanierherren bzw. -frauen) erhoben wurde; sie wurden nun in der Rangordnung hinter der Hofdame Apollonia Lang von Wellenburg eingereiht. B. pflegte − wie ihre Mutter und ihre Schwestern auch −, mit dem Kanzler Zyprian von Serntheim (von Northeim) (†1524) einen vertraulichen Umgang.
B. heiratete am 29. März 1497 Michael von Wolkenstein, den Enkel des Dichters Oswald von Wolkenstein und Begründer der Linie Wolkenstein-Rodeneck. Im Dienst der Habsburger brachte es Michael zu Ansehen und Besitz. Unter Maximilian I. stieg er zu dessen Kämmerer und Rat auf. Die Hochzeit fand in Innsbruck in Anwesenheit König Maximilians I., jedoch in Abwesenheit der Königin, die sich in Worms aufhielt, statt. B. verblieb weiterhin im Frauenzimmer und schied vermutlich erst aus, als ihr Mann 1500 das Amt des Landhofmeisters in Innsbruck übernahm, das offiziell höchste Amt der österreichischen Länder im Westen. Als Landhofmeister bezog Michael von Wolkenstein nicht nur ein Gehalt von 1000 Gulden, sondern er hatte sich ausbedungen, sein Quartier in der Hofburg nehmen zu dürfen. Als Michael von Wolkenstein vom Kaiser die Herrschaft Lienz erwarb, residierte das Paar in Lienz auf Schloss Bruck. B. blieb aber auch während ihrer Ehe, wohl nicht zuletzt aufgrund der räumlichen Nähe, dem Hof weiterhin eng verbunden. Die beiden ersten Kinder Philipp und Bianca waren früh verstorben. Für die 1502 geborene und auf den Namen Regina Bianca getaufte Tochter stand das Königspaar Pate. Maximilian I. übernahm auch die Kosten für die Perlen im Wert von 300 Gulden, die Michael von Wolkenstein seiner Frau anlässlich der Geburt der Tochter schenken wollte, und machte sie zum Patengeschenk. 1506 begleiteten Barbara und Michael von Wolkenstein die Königin zu ihrem Gemahl an die ungarische Grenze. B. wird auch im „Freydal“ unter jenen Damen angeführt, zu deren Ehren Maximilian Turniere und Mummereien abhielt ((Freydal, Wien, KHM, Kunstkammer, Inv. KK P 5073). In der Begrüßungsszene auf dem linken Fresko der Loggia des Goldenen Dachls dürfte B. v. W. als Schwangere (1501) abgebildet sein (Weiss, S. 104, Abb. 106).
B. erkrankte nach der Geburt ihres siebten Kindes 1509 schwer und starb im selben Jahr am 29. August im Alter von 26 Jahren. Michael von Wolkenstein war ob des Verlustes sehr getroffen und hat auch nicht wieder geheiratet. In der Lienzer Stadtpfarrkirche ließ er ein Doppelgrab für seine Frau und sich errichten. Die Darstellung von B. (zusammen mit ihrem Mann im Harnisch) auf der Deckplatte gilt als eine der schönsten Frauengestalten der Tiroler Plastik (Abb.: Weiss, S. 140 und 141, Abb. 132).

L.: Mannhart 1958, Niedermair 2010, Noflatscher 1999, Weiss 2010, Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de (sub Barbara von Thun)

Ingrid Roitner