Bachmann Theresia, geb. Wolf; Haushälterin, Hilfsarbeiterin, Prostituierte und Gegnerin des NS-Regimes
Geb. Wien, 27.8.1879
Gest. ?
Th. B. war bis zu ihrem 27. Lebensjahr Markthelferin, dann wird sie durch Kinderlähmung erwerbsunfähig, „was sie aber nicht daran hinderte, der Prostitution nachzugehen“. Sie wurde bis 1931 insgesamt 43-mal wegen Begehung von Eigentumsdelikten, gewerbsmäßiger Unzucht, Landstreicherei und wegen Begünstigung eines Deserteurs bestraft. Sie war insgesamt sieben Jahre im Gefängnis. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung war sie aufgrund ihrer Erwerbsunfähigkeit von der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) betreut worden. „Gleichwohl lungerte sie gern in Kaffehäusern herum, liebte Zechereien und da ihre Fürsorgerente von 101 RM hiezu nicht ausreichte, verkaufte sie regelmäßig ihre Fleisch- und Zuckerkarten zu Schleichhandelspreisen, verzehrte den Erlös und bettelte dann wieder in der Nachbarschaft um Essen. […] Als dies bekannt wurde, wurde ihr von der NSV jede Unterstützung gestrichen.“
Th. B. wurde am 8. März 1944 erneut festgenommen und der „Vorbereitung zum Hochverrat“ und der „Wehrkraftzersetzung“ verdächtigt. Beides soll sie durch „kommunistische Mundpropaganda“ und „defaitistische Äußerungen“ begangen haben. In der Urteilsfindung können keine Beweise für eine kommunistische Propaganda gefunden werden, die Anklage wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ wird daher fallen gelassen. Das Delikt der Wehrkraftzersetzung ist allerdings, laut Gerichtsurteil des OLG, durch Äußerungen der Angeklagten gegeben, die geeignet sind „den Willen zur wehrhaften Selbstbehauptung zu lähmen oder zu zersetzen.“ Es wird allerdings ein „minder schwerer Fall“ angenommen. Trotzdem wird Th. B. am 14. Juli 1944 vom OLG wegen Wehrkraftzersetzung zu fünf Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust verurteilt. Bei der Strafbemessung wurden die Häufigkeit der Äußerungen und der Zeitpunkt (5. Kriegsjahr, angespannte Kriegslage) als erschwerend bewertet.
Qu.: DÖW 10071; Datenbank „Nicht mehr anonym“, DÖW.

Karin Nusko