Baarová Lída, eigentl. Ludmilla Babkova; Schauspielerin
Geb. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 7.9.1914
Gest. Salzburg, Österreich, 27.10.2000
Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Schauspielerin; Schwester: Zorka Janu, auch: Zora Babkova (1921-1946), Filmschauspielerin: Nachdem ihre Mutter gestorben war, ihr Vater ein Bein verloren hatte, und sie wegen der Anschuldigungen gegen ihre Schwester L. B. Arbeitsverbot am Theater erhalten hatte, sah Zorka Janu keinen Ausweg mehr und stürzte sich aus dem Fenster.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1. Ehe: heiratete am 27.6.1947 Jan Kopecky (1949-1956), Schauspieler, 1956 geschieden; 2. Ehe: heiratete 1969 Dr. Kurt Lundvall (1958-1980), Physiker.
Ausbildungen: L. B. studierte Schauspiel am Prager Konservatorium.
Laufbahn: Ihre erste Filmrolle erhielt L. B. mit 17 Jahren. Nachdem sie von einem Talentsucher entdeckt worden war, zog sie von Prag nach Berlin, um für die Deutschen Filmstudios zu arbeiten. Hier wurde sie mit dem deutschen Schauspieler Gustav Fröhlich bekannt, an dessen Seite sie in mehreren Filmen wirkte. Nach ihrer erfolgreichen Darbietung im Film „Barcarole“ im Jahr 1935 erhielt sie Angebote von Hollywood Studios. Sie lehnte die Angebote jedoch ab, was sie später sehr bereuen sollte. „Ich hätte so berühmt wie Marlene Dietrich werden können.“, bedauerte sie Jahre später gegenüber ihrem Biographen Josef Škvorecký.
Nachdem sich L. B. mit Gustav Fröhlich verlobt hatte, zogen die beiden nach Schwanenwerder in die Vorstadt Berlins. Ihr Haus lag damals in der Inselstraße 8 (später Karl-Marx-Strasse), nahe der Residenz Joseph Goebbels‘. Der Propagandaminister Goebbels hatte Mitbestimmungsrecht die Deutsche Filmproduktion betreffend. L. B. lernte ihn 1936 kennen, als sie gerade für Ufa-Filme arbeitete. Die beiden unterhielten eine Affäre, die über zwei Jahre andauern sollte. Goebbels‘ Ehefrau Magda versuchte daraufhin, die Scheidung einzureichen. Sie wandte sich deshalb an Hitler persönlich, der am 16.8.1938 intervenierte und den Berliner Polizeipräsidenten Graf Helldorf entsandte, der L. B. zum Abbruch der Affäre und zum Exil zwang. L. B. floh 1939 nach Prag und 1942 nach Italien, wo sie in Filmen wie „Grazia“ (1943), „La Fornarina“ (1944), „Vivere ancora“ (1945) u. a. mitwirkte.
Nachdem die Alliierten Truppen Italien okkupiert hatten, kehrte sie nach Prag zurück, wo sie auf den deutschen Schauspieler Hans Albers traf. Im April 1945 verließ sie mit ihm zusammen Prag, um zu seinem Haus am Würmsee (heute Starnberger See, Bayern) zu fahren. Das Paar wurde jedoch von der Amerikanischen Militärpolizei abgefangen, in München festgehalten und anschließend an die Tschechoslowakei ausgeliefert.
L. B. wurde der Kollaboration mit dem NS-Regime verdächtigt und noch im selben Jahr deswegen inhaftiert. Aufgrund fehlender Beweise wurde sie 18 Monate später freigelassen; sie wurde nie angeklagt und auch nie verurteilt. Während ihrer Gefangenschaft besuchte sie Jan Kopecký, der über seine Verwandtschaft mit einem prominenten Politiker der Nachkriegsregierung eine Freilassung erwirken wollte. Er geriet dadurch jedoch selbst in Schwierigkeiten. Die beiden wurden ein Paar, heirateten und gründeten gemeinsam eine Marionettenspielertruppe. Schließlich gingen Jan Kopecký und L. B. nach Österreich. Während ihr Ehemann nach Argentinien emigrierte, versuchte L. A. in Österreich an ihre einstigen Erfolge anzuschließen. Als ihr dies nicht gelang, folgte sie ihrem Mann nach Argentinien, um dort in schwerer Armut zu leben.
Nach ihrer Scheidung spielte L. B. in verschiedenen italienischen Filmen, u. a. in Fellinis „I Vitelloni“ (1953). 1958 zog sie nach Salzburg, wo sie am Theater auftrat. Nach dem Fall der Berliner Mauer in den 90ern wurde L. A. wieder in der Kulturszene Tschechiens aktiv. Sie publizierte ihre Autobiographie und brachte den Film „ Lída Baarová’s Bittersüße Memoiren“ heraus. Über Goebbels sagte sie 1997 „Es gibt keinen Zweifel, dass Goebbels ein interessanter Charakter war, ein charmanter und intelligenter Mann und ein sehr guter Geschichtenerzähler. Man konnte garantieren, dass er eine Party am Laufen halten würde mit seinen kleinen Bemerkungen und Witzen.“ L. B. erlag 86-jährig ihrer Parkinson-Erkrankung. Ihre Asche wurde auf dem Prager Strašnice Friedhof beigesetzt.
Ausz.: Erhielt 1996 für „Lída Baarová’s Bittersüße Memoiren“ einen Preis auf einem Kunstfilmfestival im slowakischen Trenčianske Teplice.
L.: Wikipedia, http://www.csfd.cz/tvurce/27161-zorka-janu/