Awarinnen

7./8. Jh.

Die Archäologie des Frühmittelalters erforschte seit 1970 fünf Gräberfelder im Gebiet des südlichen Wiener Beckens, die dem Volk der Awaren angehörten. Diese besiedelten im 7. und 8. Jahrhundert den Anteil Österreichs am Karpatenbecken. Aufgrund des vorchristlichen Glaubens der Bestatteten sind diese Körpergräber mit Beigaben ausgestattet. Hinzu kommen die unvergänglichen Trachtbestandteile und der Schmuck. Diese Quellen zur Sachkultur der Awaren lassen sich in chronologische Phasen untergliedern. Daraus ergibt sich eine zeitliche Abfolge der Anlage der Gräber an den einzelnen Fundorten, Aufbau und Abfolge bei der Anlage der Gräberfelder Mödling, Leobersdorf, Zwölfaxing, Münchendorf und Sommerein lassen durch ihre Unterschiede den Schluss auf unterschiedliche gesellschaftliche Voraussetzungen der dörflichen Gemeinschaften zu.
Zweiter Bestandteil der archäologischen Quellenlage sind die anthropologischen Daten. Diese geben über Geschlecht und Alter Auskunft. Daraus wird die Verteilung der Toten auf die verschiedenen Altersgruppen erhoben. Die geschlechtsspezifische Verteilung archäologischer Objektgruppen gibt Auskunft über die Geschlechterrollen der frühmittelalterlichen Menschen und deren Artikulation im Bestattungsvorgang. Durch Schmuck und Tracht unterschiedlicher Qualität gibt sich der soziale Status der Bestatteten zu erkennen. Die Lage der Beigaben in Bezug zum Körper wird untersucht.
In der statistischen Kombination der verschiedenen Daten ergeben sich Aussagen zum altersspezifischen Statuswandel in Relation zur sozialen Position: Das Lebensalter stellt hauptsächlich im 7. Jahrhundert eine wesentliche Bedingung für die Ausstattung dar. Im 8. Jahrhundert verteilen sich die sozialen Kategorien gleichmäßig auf alle Altersgruppen. Am Ende der Awarenzeit verhelfen verbesserte Lebensverhältnisse einem Großteil der wohlhabenden Frauen zu einem höheren Lebensalter. (Distelberger 1999. Abstract zur Diss.)

Werke

Literatur / Quellen

Distelberger 1999

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