Aschner Ilse M.

geb. Römer; Schriftstellerin und Journalistin
Geb. Wien, 26.9.1918
Gest. Wien, 10.10.2012

Herkunft, Verwandtschaften: Ihre Eltern Gustav und Paula Römer waren beide aktive und engagierte Sozialdemokraten, die auch im Widerstand gegen den austrofaschistischen Ständestaat unter Engelbert Dollfuß tätig waren. Ihr Bruder, Wolfgang Römer (1913-2000), durfte nach dem „Anschluss“ nicht mehr als Lehrer arbeiten. Bei ihrer Rückkehr nach Wien, erfuhr I. A. nach und nach, dass ihre Eltern und alle ihre Verwandten von den Nationalsozialisten ermordet worden waren.
LebenspartnerInnen, Kinder: verheiratet mit Peter Aschner (1918-1984), Journalist, Lektor und Übersetzer; eine Tochter (*1947).
Ausbildungen: Studierte ab 1937 Germanistik, später, als durch Charlotte Bühler ihr Interesse an der Psychologie geweckt worden war, auch Kinderpsychologie an der Universität Wien, musste das Studium nach dem Einmarsch Hitlers abbrechen. Durch einen Studenten in SA-Uniform wurde ihr der Eintritt verweigert, nicht einmal ihre Bücher, die sie in einem Spind hatte, durfte sie holen. „Jüdinnen dürfen keine wissenschaftliche Literatur besitzen“, hieß es. In Manchester legte sie die staatliche KindergärtnerInnenprüfung ab.
Laufbahn: Emigrierte mit Hilfe der Quäker, die ihr Arbeit als Erzieherin verschafften, 1939 nach England. Sie war zunächst in einem englischen Pfarrhaus beschäftigt. Ohne Englisch zu können, fuhr sie in ein kleines Dorf in Yorkshire. Die Frau des Pfarrers unterrichtete sie in englischer Geschichte, Kunst und Kultur. Als 1942 ihr Bruder aus dem Internierungslager entlassen wurde und nach Manchester kam, zog sie mit ihm zusammen. Ab 1942 Säuglingspflegerin und Kindergärtnerin in Manchester, arbeitete an der österreichischen Emigrantenjugendorganisation „Young Austria“ mit. Sie kehrte 1946 nach Österreich zurück, lebte zunächst in Salzburg und baute dort eine Jugendgruppe (FÖJ) auf, arbeitete bei der amerikanischen Besatzungsmacht als Übersetzerin. Über die Zwischenstationen Linz und Prag kam sie 1962 wieder nach Wien. Sie begann ihre journalistische Karriere als Autorin bei der kommunistischen Frauenzeitschrift „Stimme der Frau“. 1969 trat sie wie viele andere aus Protest gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings aus der Kommunistischen Partei Österreichs aus und begann beim „Neuen Forum“ und später als Sekretärin bei der Grazer AutorInnenversammlung zu arbeiten. Seit Beginn der 1990er Jahre wirkte sie im Ersten Wiener Lesetheater und zweiten Wiener Stegreiftheater entscheidend mit. Sie veröffentlichte zahlreiche Beiträge in in- und ausländischen Zeitungen und Zeitschriften und trat als Zeitzeugin in Schulen auf. Österreich sollte I. A. jedoch nie wieder eine echte Heimat werden, sie resümiert: „Wenn ich an Heimat denke, dann denke ich an England. Wenn ich dort ankomme, bin ich zuhause.“ (Konstantin Kaiser)
Mitglsch.: Mitglied des Bundes sozialistischer Mittelschüler.

Werke

Literatur / Quellen

A Letter to the stars 2004, Haslinger 1987, Kaiser 2012, ÖNB 2002, Schwarz 2004

BiografieautorIn: