Ascher Erna, Kontoristin und Widerstandskämpferin
Geb. Gmünd, NÖ, 17.6.1907
Gest. Bernburg an der Saale, Deutsches Reich (Deutschland), 2.5.1942
Vater: Ing. Siegfried Ascher, Eisenbahner, Gemeinderat
Mutter: Ascher Anna, geborene Werner, geb. 11.7.1880 Freiburg, Mähren, Hausfrau, dep. 26.1.1942 nach Riga, nicht überlebt
Schwester: Gertrud Ascher, geb. 16.1.1906 Wien, Schneiderin, dep. 26.1.1942 nach Riga, nicht überlebt
E. A. wurde in Gmünd, Niederösterreich als Tochter eines Eisenbahnangestellten und zeitweiligen sozialdemokratischen Gemeinderats in St. Pölten geboren. Von Beruf war sie Kontoristin. Bis zu den Februarunruhen 1934 bekleidete sie die Stelle einer Schriftführerin der sozialdemokratischen Organisation Wien-Jedlesee. Außerdem war sie Sekretärin des Schutzbundkommandanten der Gartenstadt Anton Hubacek. Das Bezirkspolizeikommissariat Floridsdorf leitete wegen Verdachts der Teilnahme an den Februarkämpfen Ermittlungen gegen E. A. ein und übermittelte seine Erkenntnisse der Staatsanwaltschaft Wien. Als exponierte Persönlichkeit war sie jedoch bereits am 14. Februar 1934 in die Tschechoslowakei geflüchtet und gelangte von dort mit dem ersten Schutzbündlertransport in die Sowjetunion. Dort trat sie der KPÖ bei. In Moskau war E. A. zuerst in einem Elektrobetrieb, dann in einem wissenschaftlichen Institut tätig. Wie aus Briefen an ihre Angehörigen hervorging, war sie mit ihrer Situation sehr zufrieden. Dennoch kehrte sie 1936 nach Österreich zurück. Über Brünn reiste sie am 7. Juli nach Wien, wo sie sich auf dem Kommissariat Floridsdorf stellte. Als Grund für ihre Rückkehr gab sie an, sie sei der Arbeit nicht gewachsen gewesen und habe von dem geringen Lohn kaum ihr Leben fristen können. Freunden gegenüber soll sie geäußert haben, sie habe die sowjetische Staatsbürgerschaft nicht annehmen wollen. Da die Staatsanwaltschaft Wien gegen sie kein Strafverfahren eingeleitet hatte, wurde sie auf freiem Fuß belassen. Im September 1938 wurde sie wegen „kommunistischer Betätigung“ in Schutzhaft genommen. Am 16. Dezember wurde E. A., die nach den Nürnberger Gesetzen als Jüdin galt (aus der Israelitischen Kultusgemeinde war sie 1933 ausgetreten), in das Frauenkonzentrationslager Lichtenburg deportiert. Anschließend wurde sie nach Ravensbrück verlegt. Sie starb als Opfer der NS-„Euthanasie“ am 2. Mai 1942 in der Tötungsanstalt Bernburg an der Saale. Da sie „ohne und gegen den Willen der Partei“ aus der Sowjetunion ausgereist war, war E. A. im März 1941 aus der KPÖ ausgeschlossen worden.
Literatur / Quellen
Qu.: DÖW 17105, 5790 c, 3227; Shoah-Datenbank, DÖW, GenTeam, MyHeritage: Österreich, Wien, jüdische Auswanderungsanträge, 1938–1939.
L.: McLoughlin/Schafranek/Szevera 1997, Lisl Rizy/Willi Weinert (Hg.), „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft, Bd. 1, Wien 2016, Stadler 1974, St. Pöltner Bote, 26. Juni 1919, S. 3
Autorin der Biografie: Christine Kanzler