Arlt Ilse von

Fürsorgerin und Sozialwissenschafterin
Geb. Wien, 1.5.1876
Gest. Wien, 25.12.1960

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Ferdinand von Arlt (1849-1917), Augenarzt, Universitätsprofessor, Reformer der Augenheilkunde; Mutter: Maria Elisabeth Amalia, geb. von Hönigsberg (1849-1923); 3 Brüder: Ferdinand von Arlt (1873-1946), Patentanwalt; Benno von Arlt (*1874), Primar; Walter von Arlt (1878-1950), Bankleiter.
Ausbildungen: Privatunterricht durch die Mutter, ergänzt durch Latein und Englisch außer Haus; besuchte als Autodidaktin ohne Matura Vorlesungen an der Universität Graz (Nationalökonomie, Medizin, Pädagogik); 1901 Beginn des Studiums der Nationalökonomie und Sozialwissenschaften an der Universität Wien.
Laufbahn: I. A. war zunächst Mitarbeiterin des Sozialwissenschaftlichen Bildungsvereins (Zweigstelle Uni Graz) und begann gleichzeitig ihre wissenschaftliche Tätigkeit. Sie arbeitete später als wissenschaftliche Hilfskraft am Steiermärkischen Statistischen Landesamt. 1912 gründete sie in Wien die „Vereinigten Fachkurse für Volkspflege“, eine reformerische Fürsorgerinnenschule, die für die sozialarbeiterisch ausgerichteten Aktivitäten der „bürgerlichen“ Frauenbewegung wesentliche Funktionen erfüllte. Die Fachkurse sollten für den neuen Beruf der Wohlfahrtspflegerin eine umfassende Schulung und die Professionalisierung dieser Tätigkeit auf wissenschaftlicher Basis bieten sowie als Forschungseinrichtung Grundlagenforschung zu zentralen Fragen der Sozialpolitik betreiben. Die Fachkurse, die I. A. selbst leitete, erhielten später den Titel „Fürsorgeschule“ und wurden 1938 aufgelöst. I. A. erhielt aufgrund der jüdischen Herkunft ihrer Mutter Schreib- und Berufsverbot. 1945-48 nahm sie die Forschungs- und Unterrichtstätigkeit in den Vereinigten Fachkursen wieder auf, die jedoch 1948 aufgrund finanzieller Probleme geschlossen wurden. I. A. schuf die geistige Grundlage für die Fürsorgeschule der Gemeinde Wien. Ihre Schriften waren in der Ersten Republik sehr bekannt, sind später aber in Vergessenheit geraten.
Ausz., Mitglsch.: 1954 Renner-Preis; Mitglied des Vereines „Auskunftsstelle für Wohlfahrtseinrichtungen“. Heute gibt es ein „Ilse Arlt Institut für soziale Inklusionsforschung“ an der FHS St.Pölten.

Werke

„Fürsorge für alleinstehende Frauen“ (1906), „Spezialisierte Horte“ (1913), „Die Grundlagen der Fürsorge“ (1921), „Zeitgemäße Haushaltsführung“ (1924), „Aus dem Laboratorium der Hausfrau“ (1925), „Hausfrauenallerlei“ (1929), „Wege zu einer Fürsorgewissenschaft“ (1958)

Literatur / Quellen

Tagblattarchiv (Personenmappe)

Czeike Bd 1 2004, Ertl 1995, Frey 2005, Müller 1982, Mittermeier 1994, ÖNB 2002, Sachße 1986, Steinhauser 1995, Staub-Bernasconi 1996, Vysloucil 1995a, Vysloucil 1995b, Weinzierl 1975, Wolfsgruber 2002, www.onb.ac.at/ariadne

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