Anna von Ungarn

auch: Anna von Böhmen; Königin von Böhmen und Ungarn
Geb. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 23.7.1503
Gest. Prag, Böhmen (Praha, Tschechien), 27.1.1547

Herkunft, Verwandtschaften: Jagiellonische Prinzessin. Erstes Kind von König Wladislaw V. von Böhmen und Ungarn und der Gräfin Anne de Foix.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1515 kamen ihr Vater und Kaiser Maximilian überein, die Kinder Wladislaws, A. und deren Bruder, und Maximilians Enkel miteinander zu verheiraten. Zunächst heiratete der Kaiser sie stellvertretend für seinen Enkel Ferdinand (1503-1564) (Kaiser Ferdinand I. HRR 1558-1564). Die Kinderhochzeit fand im Stephansdom statt. Ziel der Ehe war es, die böhmischen und ungarischen Länder zu erheiraten und mit dem Stammland Österreich zu vereinen. Nachdem die Vollmacht für eine Vermählung per procurationem aus Spanien eingelangt war, verzichtete der Großvater auf die Braut, die 1516 mit dem gleichaltrigen Infanten „ferngetraut“ wurde. Erst fünf Jahre später traf sich das Brautpaar in Linz, wo Kardinal Lang von Salzburg 1521 die „echte“ Trauung vornahm. A. brachte 15 Kinder zur Welt. Es überlebten 3 Söhne und 10 Töchter, deren standesgemäße Verheiratung durch den Ausschluss protestantischer Ehepartner erschwert wurde: Elisabeth (*1526), der spätere Kaiser Maximilian II. (*1527), Anna (*1528), Ferdinand II. (*1529), Maria (*1531), Magdalena (*1532), Katharina (*1533), Eleonore (*1534), Margareta (*1536), Johann (1538-1539), Barbara (*1539), Karl (*1540), Ursula (1541-1543), Helene (*1543), Johanna (*1547). A. überlebte die Geburt des jüngsten Kindes nicht. Für die im sicheren Innsbruck, oft fern von den Eltern, aufwachsenden Kinder ließen Ferdinand und A. 1533 ein Erziehungsprogramm ausarbeiten, das auch für die Mädchen ein beachtliches Bildungsniveau postulierte.
Laufbahn: Mit ihrem Namen verbindet sich einer der weitreichendsten politisch-dynastischen Verträge des Hauses Habsburg: der Wiener Kongress von 1515. Im Jahr 1526, nach dem Tod ihres Bruders, gelangten Böhmen und Ungarn in habsburgischen Besitz. A. gilt als Stammmutter des österreichischen Zweiges des Erzhauses. Obwohl die Ehe aus reinem Kalkül geschlossen wurde, soll sie sehr glücklich gewesen sein. Schon kurz nach der Hochzeit hatte Ferdinand seine junge Frau als Statthalterin („per principem“) für die Zeit seines Brüsseler Aufenthaltes und zusammen mit dem Bischof von Triest als Vorsitzende seines Hofrates eingesetzt. In den folgenden Jahren führte sie in seinem Namen den Vorsitz bei Landtagen. Abgesehen vom Ausbau der Linzer Burg, die A. bei Kriegsgefahr Sicherheit bot, ließ Ferdinand Schloss Belvedere in Prag für sie errichten. A. war berühmt durch ihre Religiosität, Mildtätigkeit und Klugheit, sie sprach lateinisch, tschechisch, ungarisch und deutsch.
A. wird für die Autorin der Schrift Clypeus pietatis gehalten. Begraben wurde sie im St.-Veits-Dom in Prag.

Werke

Literatur / Quellen

Adics 1999, Hamann 2001

BiografieautorIn: