Amalie Wilhelmine

geb. Braunschweig-Lüneburg; Kaiserin
Geb. Lüneburg, Niedersachsen, Heiliges Römisches Reich (Deutschland), 21.4.1673
Gest. Wien, 10.4.1742

Herkunft, Verwandtschaften: Habsburgerin. Vater: Herzog Johann Friedrich von Braunschweig-Lüneburg; Mutter: Benedikte Henriette, Tochter des Konvertiten Pfalzgraf Eduard.
LebenspartnerInnen, Kinder: Die Heirat mit Josef I. 1699 entsprang einer dynastischen Kombination. Vermählt durch Procuration zu Modena am 15. Jänner, in Person zu Wien am 24. Februar 1699.
Als Tochter des im Zuge der barocken Konversionswelle 1651 katholisch gewordenen Herzogs J. F. v. B.-L., der 1679 ohne männlichen Erben starb, konnte sie eine dynastische Brücke zum evangelischen Welfenhaus schlagen, das zunehmend der Partner des Kaisers in Norddeutschland wurde. Erzogen wurde sie von ihrer Mutter, der Tochter des Konvertiten Pfalzgraf Eduard, dann in Maubuisson, der Abtei von dessen gleichfalls katholisch gewordener Schwester Louise Hollandine. Geprägt von der katholisch-klösterlichen Erziehung, kehrte A. 1693 nach Hannover zurück, wo sie bald von mehreren prominenten Fürsten umworben war. Die Werbung Josefs I. war begleitet von einem heftigen Tauziehen und der Opposition der zunächst gegen die ehrgeizigen Kurpläne des Welfenhauses eingestellten Kaiserin Eleonore und ihres Bruders Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz. Nach dem Tode des Kaisers Leopold I. empfing sie am 22. September 1705 mit ihrem Gemahl die feierliche Erbhuldigung.
Die als schön geschilderte, aber ernste und fromme A. konnte den lebenslustigen Kaiser Josef auf Dauer nicht an sich binden. So geriet die anfangs glückliche Ehe in eine dauerhafte Krise.
A. gebar drei Kinder: Maria Josefa (1699-1757); Leopold Josef (1700-1701) und Maria Amalie (1701-1756). Dann blieben der Ehe weitere Kinder versagt, da der Kaiser seine Frau mit einer venerischen Krankheit (Geschlechtskrankheit) angesteckt hatte. Bereits 1711 starb Josef I., ohne einen männlichen Erben hinterlassen zu haben. Als Witwensitz wurden ihr und ihren Töchtern das Schloss Schönbrunn und im Winter der rechte Flügel der Hofburg („Amalienhof“) zugewiesen.
Laufbahn: Anfängliche politische Einflussnahmen, vor allem zugunsten der Häuser Hannover und Modena, verloren bald an Gewicht. Politisch schloss sich A. zunächst der Schwiegermutter Eleonore an, mit der sie geradezu eine Hofpartei bildete. Diese wurde ihr jedoch 1711 beim Tode Josefs I. als Regentin vorgezogen.
A.s Drängen auf Respektierung ihrer beiden („josefinischen“) Töchter löste die Verkündung der Pragmatischen Sanktion durch Kaiser Karl VI. 1713 mit aus, die dann die vorrangige Erbfolge seiner („karolinischen“) Töchter festschrieb. A. suchte später den Vorrang ihrer Schwiegersöhne, der Kurfürsten von Sachsen und Bayern, gegen jene Karls VI. festzuhalten – gab aber dem Widerstand des Hofes nach. Als 1740, nach dem plötzlichen Tod Karls VI. und dem Aussterben der männlichen Linie des Hauses Habsburg, beide Schwiegersöhne, vor allem der Kurfürst von Bayern, Ansprüche auf das bayerische Erbe und die Kaiserwürde erhoben, stand A. zunächst diesen ehrgeizigen Plänen mit Sympathie gegenüber. Die beginnenden militärischen Operationen des Bayern ließen A. von ihm abrücken und die Partei ihrer Nichte Maria Theresia ergreifen.
Die Kaiserwitwe hatte sich längst vom Hofleben zurückgezogen, da ihre zeremonielle Stellung schwierig geworden war. Sie stiftete das Salesianerkloster Heimsuchung Mariae in Wien, für das 1717 der Grundstein gelegt wurde und das 1719 bezogen wurde. 1722 nahm sie dort ihren Wohnsitz und pflegte ein frommes Leben. Sie starb an Wassersucht. Ihrer Anordnung zufolge wurde ihr Herz zu Füßen des Sarges ihres Mannes in der Kaisergruft bei den Kapuzinern, ihr Körper in der Gruft der Salesianerinnen beigesetzt.
Ausz.: Verkehrsflächenbenennung: Amalienstraße, 1130 Wien, seit 1922, vorher: Goldmarkstraße ab 1919, davor ebenfalls Amalienstraße

Werke

Literatur / Quellen

Andics 1999, Autengruber 1995, Hamann 2001, Leitgeb 1984, Wikipedia

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