Aigner-Rollet Oktavia

Ärztin
Geb. Graz, Stmk., 23.5.1877
Gest. Graz, Stmk., 22.5.1959

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Alexander Rollett (1834-1903), Physiologe.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1908 Heirat mit dem Anatomen Dr.med. Walter Aigner (1878-1950); drei Söhne. Ausbildungen: 1888-1894 Mädchen-Lyzeum in Graz, Lehrerinnen-Bildungsanstalt, 1897 Lehrbefähigungsprüfung und Probekandidatin an der Mädchen-Bürgerschule in Graz, Privatstudium, 1900 Externistenmatura als erste Grazerin am Akademischen Gymnasium. Ab dem WS 1900/01 Studium der Philosophie. Nach Zulassung von Frauen zum Medizinstudium ab dem WS 1901/02 Studium der Medizin an der Universität Graz, Ablegung aller Kolloquien und Rigorosen mit Auszeichnung. 1905 Promotion und Anmeldung zur Ausübung einer ärztlichen Praxis. Studium der Philosophie und Chemie, im Zuge der Dissertation durch Professorenwiderstand am Erwerb des zweiten Doktorgrades gescheitert.
Laufbahn: 1906 als unbezahlte Hilfsärztin am Allgemeinen Krankenhaus Graz, die erstrebte Sekundararztstelle wird trotz Befürwortung durch die Primarärzte durch einen eigens gefassten und für alle weiblichen Ärzte geltenden Ablehnungs-Beschluss des Steiermärkischen Landesausschusses verwehrt. 1906/07 erste österreichische Sekundarärztin am privaten Anna-Kinderspital in Graz. 1907 Eröffnung einer eigenen Praxis als erste praktische Ärztin in der Steiermark. Ausübung der Praxis bis 1952; daneben Tätigkeit für Krankenkassen, als Schulärztin, als Anstaltsärztin der Privat-Turnanstalt, Lehrerin für Somatologie und Hygiene an der Frauen-Gewerbeschule in Graz. In beiden Weltkriegen Vertretungen für eingerückte Ärzte. Ende des Zweiten Weltkrieges Luftschutz-Ärztin.
Ausz., Mitglsch.: 1935 Verleihung des Titels „Medizinalrat“. 1955 „Goldene Promotion“ als erste Frau an der Universität Graz. Mitgliedschaft in allgemeinen und akademischen Frauenvereinen, so auch in der „Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit“. 1947 Vizepräsidentin des Steiermärkischen Zweiges der „International confederation of business and professional women“. Zweiteiliges Ehrenring-Denkmal in Graz, „Oktavia-Aigner-Rollett-Gastprofessur“ zur Frauen- und Geschlechterforschung an den Grazer Universitäten

Werke

Beiträge zur Kenntnis der interperitonealen Cholerainfektion… . In: Sitzungsberichte der kaiserl. Akademie der Wiss., math.-nat. Klasse 115“ (1906), zahlreiche Aufsätze zu medizinischen und Frauenrechts-Belangen in Zeitungen und Zeitschriften.

Literatur / Quellen

Aigner, Reinhold: Dr. Oktavia Aigner-Rollett. Die erste Ärztin in Graz. Biographie einer österreichischen Früh-Ärztin. In: Historisches Jahrbuch der Stadt Graz Bd. 2, Graz 1969.
Aigner, Reinhold: Die Grazer Ärztinnen aus der Zeit der Monarchie. In: Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark, 70. Jg. Graz 1979, S. 45-70.
Aigner, Reinhold: Zur Patientenfrequenz der ersten Ärztin in Graz Frau Dr. Oktavia Aigner-Rollett (1877-1959). In: Frauenstudium und Frauenkarrieren an der Universität Graz. Publikationen aus dem Archiv der Universität Graz Bd. 33, Graz 1996.
Aigner, Reinhold: Kleine Erinnerungen an die erste Grazer Ärztin Oktavia Aigner-Rollett. In: Mitteilungen des Steiermärkischen Landesarchivs Folge 47 (1997), S. 243f.
Simon, Gertrud: Hintertreppen zum Elfenbeinturm. Höhere Mädchenbildung in Österreich. Anfänge und Entwicklungen. Wien 1993.

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