Aichinger Anna Maria

Bäckerin
Geb. Wien, lebte um 1770
Gest. Wien, unbekannt

LebenspartnerInnen, Kinder: Ihr Gatte wurde nicht mehr namentlich erwähnt, er war vermutlich schon vor längerer Zeit verstorben. Auch die Namen ihrer fünf Kinder bleiben unbekannt.
Ausbildungen: Keine nachweisbar, da sie aber schon längere Zeit als Witwe selbständig tätig gewesen sein dürfte, verfügte sie über alle notwendigen Kenntnisse für die Betreibung einer Bäckerei.
Laufbahn: A. M. A. wurde ganz ohne ihr Zutun in eine äußerst schwierige Lage versetzt: Nach dem Tod ihres Mannes betrieb sie weiterhin eine von Anna Maria Buxbaum vermietete Backstube auf der Wieden. Frau Buxbaum fasste jedoch den Entschluss, diese Backstube dem zukünftigen Mann ihrer Ziehtochter Elisabeth Mindler zu übergeben, und forderte Frau A. auf, die Bäckerei ehest möglichst zu räumen. A. M. A. begann sofort mit der Suche nach einer neuen Backstube und bewarb sich um insgesamt drei mögliche Bäckereien, jedoch ohne Erfolg, da die Besitzer entweder die Backstube schon anderen versprochen oder aber diese selbst weiter betreiben wollten. Frau Buxbaum hielt dies jedoch für eine Ausrede und setzte ihre Mieterin wiederum unter Druck, die Backstube zu räumen. In einem neuerlichen Gesuch an den Magistrat unterstellte sie Frau A. M. A. sogar, überhaupt nicht nach einer neuen Backstube gesucht zu haben, was diese jedoch mittels der erhaltenen Absagen belegen konnte. In einer Verhandlung vor dem Magistrat kam ihr dann auch die Zunft zu Hilfe und erklärte A. M. B., dass sie zwar ihre Werkstatt nach ihrem eigenen Gutdünken vergeben könne, allerdings nur an einen ausgelernten Bäckermeister – und der Zukünftige ihrer Ziehtochter sei gerade erst Geselle geworden. In den Zunftregeln stehe ausdrücklich vermerkt, dass kein neuer Bäckermeister aufgenommen werde, solange nicht alle bisherigen Meister oder deren Witwen eine Backstube zur Verfügung hätten. Frau Buxbaum schlug in einem letzten Versuch, den Magistrat doch noch für ihr Ansinnen gewinnen zu können, die Backstube des verarmten Ehepaars Reiser in der Leopoldstadt vor, weil Herr und Frau Reiser wegen ihres Alters und der vielen Schulden die Backstube nicht mehr weiter betreiben könnten. Es stellte sich jedoch heraus, dass das Ehepaar sie schon Franz Xaver Prucker versprochen hatte, der auch ihre lebenslange Versorgung und die Bezahlung ihrer Schulden garantieren würde. Die Zunft setzte noch hinzu, dass einer Witwe mit fünf Kindern ein solcher finanzieller Aderlass nicht zumutbar sei. Aufgrund der allgemein schlechten Verfügbarkeit von Backstuben wurde daher beschlossen, dass Frau A. M. A. die Backstube weiterhin betreiben könne, bis sie eine neue finden würde. Ein halbes Jahr nach diesem Vorfall erschien wiederum der Name A. M. A. in einem Bericht des Magistrats. Trotz des vorher genannten Beschlusses wurde Frau A. M. A. der Mietvertrag von Frau Buxbaum gekündigt und sie war wieder auf der Suche nach einer freien Backstube. Sie hatte sich um das sogenannte Brunnerische Backhaus im Tiefen Graben beworben, deren vorherige Pächterin sich mit einem Bäckermeister namens Anton Reichl verheiratet hatte und aus diesem Grund kein eigenes Gewerbe mehr betreiben durfte. Leider trat auch diesmal wieder eine wahre Rochade der Backstuben ein, denn die Brunnerische Bäckerei wurde von ihrem Vermieter, Michael Brunner, einem entfernten Verwandten, Herrn Jakob Überreiter, versprochen. Herr Brunner gab an, dies gleich nach der Eheschließung seiner vormaligen Pächterin getan zu haben, als er noch nichts von dem Gesuch von Frau A. M. A. gewusst hatte. Er schlug die ehemalige Bäckerei Jakob Überreiters vor, das Kuhlmayerische Backhaus am alten Fleischmarkt. Auf Anfrage des Magistrats bei den Besitzern des Backhauses erfolgte die zweite Absage: Jakob Überreiter, der bisherige Pächter, habe seinen Mietvertrag nicht rechtzeitig gekündigt, weshalb der Vertrag bis zum Zeitpunkt des vereinbarten Pachtendes im Jahre 1777 weiterlaufen würde. A. M. A. sollte also sechs lange Jahre auf eine neue Backstube warten müssen, der Magistrat erkannte jedoch die Unzumutbarkeit ihrer Situation: es wurde verfügt, dass der Mietvertrag des Jakob Überreiter sofort gekündigt sein sollte und A. M. A. seine ehemalige Backstube im Kuhlmayerischen Haus beziehen dürfe. Mit diesem Beschluss hatte sie der Magistrat nicht nur vor der drohenden Armut bewahrt, sondern ihr auch geholfen, das zur Neueröffnung einer Backstube nötige Kapital zu behalten. Hätte sie warten müssen, wäre ihr Vermögen durch die Kosten des täglichen Lebens sicher aufgezehrt worden.

Werke

Literatur / Quellen

Qu.: WStLa, Alte Registratur. Berichte vom 20. und 21. November 1770 sowie vom 22. August und 30. Oktober 1771.
L.: Kretschmer 2000

BiografieautorIn:

Sigrid Kretschmer