Adelheid (Alheid) von Reinsberg
Herkunft, Verwandtschaften: Eltern: Heinrich, Truchseß von Kreuzenstein und Lengenbach; Geschwister: Friedrich, Truchseß von Lengenbach, Kämmerer in Österreich (1289-1296), † nach dem 3. April 1296, verheiratet mit Elisabeth († nach 1304); Elisabeth († nach dem 25. September 1284), verheiratet mit Ulrich von Kapellen († nach dem 12. März 1301), Ottokar, Burggraf auf Kreuzenstein, († nach Juni 1290), verheiratet mit Kunigunde von Viehofen
A. entstammte der Ministerialenfamilie von Lengenbach (heute: Neulengbach im Wienerwald), die zu den führenden Ministerialien der ministeriales Austrie im 13. Jahrhundert in der Zeit der Herrscherwechsel von den Babenbergern zu Ottokar II. Přemysl (†1278) und dann zu den Habsburgern gehörte. Ihr Vater Heinrich war Truchseß, über ihre Mutter lässt sich nichts Näheres ausmachen.
Laufbahn: A. tritt erst als Witwe in Erscheinung. Sie war mit Engelschalk von Reinsberg verheiratet, der gegen Ende der 60iger Jahre des 13. Jahrhunderts, ohne Erben zu hinterlassen, starb. A. weigerte sich jedoch, die als erledigte Lehen geltenden Burgen und Herrschaften Reinsberg, ein Lehen des Bischofs von Regensburg, und Randegg, das Engelschalk vom Bischof von Freising zu Lehen gehabt hatte, herauszugeben. In der Folge war sie in eine Reihe von Rechtsstreitigkeiten insbesondere mit dem Freisinger Bischof verwickelt, die sich bis zum Ende ihres Lebens hinzogen. Trotz verschiedener Prozesse, Urteile und Vergleiche, in die auch der Landesherr König Ottokar II. zu Gunsten Freisings 1270 Partei ergriffen hatte, gelang es letztlich nicht, sich gegen A. durchzusetzen. Obwohl sie anlässlich der Stiftung eines kleinen, der Gottesmutter geweihten Frauenklosters – die Nonnen sollten nach der Benediktsregel leben –, 1293 die Burg Randegg aufgegeben hatte, und ihr getreuer Gefolgsmann und Burggraf Wulfing von Randegg in die freisingische Dienstmannschaft eintrat, dürfte sich dennoch Zeit ihres Lebens an den realen Machtverhältnissen nicht viel geändert haben, wie ein neuerlicher Vergleich von 1312 zeigt. Das Nonnenkloster war aber nicht ihre einzige religiöse Stiftung. Zwei Jahre zuvor, 1291, hat sie in Reinsberg eine Pfarre eingerichtet. 1312 ist A. urkundlich auch zum letzten Mal fassbar; bald darauf dürfte sie gestorben sein. 1315 wurde ihr Neffe Christian von Lengbach mit Reinsberg belehnt. Dem von ihr gestifteten Frauenkloster war aufgrund seiner schlechten finanziellen Ausstattung keine lange Lebensdauer beschieden. In den Jahren der Hungersnot nach 1314 war es dem Aussterben preisgegeben, zumal dem wirtschaftlichen Interesse des Bischofs von Freising ein ökonomisch florierendes Frauenkloster zuwiderlief. An die Existenz von „Frauental“ erinnert nach der örtlichen Tradition noch der Karner in Randegg, das so genannte „Klösterl“, jedoch könnte diese Kapelle aus dem 15. Jahrhundert mit der daneben liegenden Pfarrkirche in Zusammenhang stehen. Das von A. verwendete Sigel von 1296 mit den drei Hämmern ziert heute das Gemeindewappen von Reinsberg. In Gresten erinnert die „Adelheid von Reinsberg“-Volksschule an die streitbare Dame.
Werke
Literatur / Quellen
Büttner 1978/79, Gumpinger 1962, Hottenroth 1981, Plesser 1998, Pöchhacker 1986, Schragl 1975, Schragl 2002, Weigl 1991, Weltin 2006