Adamson, Joy

geb. Friederike Viktoria Gessner; Schriftstellerin, Malerin und Tierschützerin
Geb. Troppau, Schlesien (Opava, Tschechien), 18.1.1910
Gest. Eastern, Kenia 3.1.1980

J. A. wird als Friederike Viktoria Gessner in Troppau geboren. Ihr Vater, Victor Gessner, ist k. k. Oberbaurat, die Familie ihrer Mutter besitzt ausgedehnte Ländereien in der späteren Tschechoslowakei: ein Besitz, der nach dem Ersten Weltkrieg verlorengeht. Die Eltern lassen sich 1922 scheiden und die zwölfjährige „Fifi“, so ihr Spitzname, wächst bei ihrer Großmutter mütterlicherseits in Wien auf.
F. G. ist vielfach künstlerisch begabt, sie studiert zuerst an der Musikakademie Klavier. Außer der Begabung für Musik zeigt sich bald ihr Talent für Malerei und Zeichnen, sie studiert an der Kunstakademie, übt sich in Skulptur- und Metallarbeiten und beschäftigt sich mit Fotografie und Schneiderei. An der Kunstakademie freundet sie sich mit Susanne Schmutzer, der Tochter des berühmten Radierers Ferdinand Schmutzer, an. Diese wird später unter dem Namen Susanne Peschke-Schmutzer eine bekannte Bildhauerin. Nach dem Tod ihres Vaters studiert F. G. Psychologie, Anatomie und Medizin.
1935 heiratet sie Victor von Klarvill. Das Ehepaar überlegt, nach Afrika auszuwandern, weil Victor Klarvill Jude ist und der Nationalsozialismus seine bedrohlichen Schatten voraus wirft. 1937 erleidet F. G. eine Fehlgeburt und fährt zur Erholung nach Mombasa. Sie soll Kenia als mögliches Exil des Ehepaares Klarvill begutachten. Auf dem Schiff lernt sie den Schweizer Botaniker Peter Bally kennen und verliebt sich in ihn. Nach ihrer Rückkehr nach Österreich lässt sie sich von Victor Klarvill scheiden und heiratet Peter Bally. Das Ehepaar reist im März 1938 wieder nach Afrika. F.s zweiter Mann gibt ihr den Namen „Joy“, weil er ihre anderen Namen – Friederike Viktoria – kompliziert und ihren Spitznamen – Fifi – frivol findet. Nach vierjähriger Ehe lässt sich das Ehepaar Bally im beiderseitigen Einverständnis scheiden und J. heiratet in Nairobi den Briten George Adamson, eine Ehe die bis an ihr Lebensende dauern soll. George Adamson ist in Indien geboren und britischer Staatsbürger irischer Abstammung. Seine erste Begegnung mit Kenia war 1924. Er trat 1938 dem „Kenia Game Department“ bei, führte Safaris und arbeitete als Wildhüter. 1963 gibt er seinen Posten auf und widmet sich nur noch der Beobachtung und Erforschung der Löwen. 1989 wird er von einem Wilddieb erschlagen.
Der Tod von J. A.s Großmutter, die kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges stirbt, stürzt J. in schwere Depressionen, die sie in London behandeln lässt. Sie kehrt noch im selben Jahr nach Kenia zurück. Bei dieser Europareise kann sie Vorbereitungen zu einer Ausstellung ihrer Blumenbilder in der Königlichen Gartenbaugesellschaft in London treffen. Diese Ausstellung wird durch die Greenfell-Goldmedaille ausgezeichnet. 1949 wird J. A. von der Regierung beauftragt, zwanzig von Kenias Stämmen zu malen. 1956 ist ein Wendepunkt im Leben von J. A. Ihr Mann bringt drei Löwenbabys, deren Mutter erschossen worden ist. Die Löwenbabys werden im Haus der Adamsons aufgezogen. Nach sechs Monaten erweist es sich als unmöglich, alle drei mittlerweile fast ausgewachsenen Tiere zu behalten. Die beiden größeren Löwen werden an den Zoo in Rotterdam verkauft. Elsa, die kleinste Löwin, bleibt bei den Adamsons. Als Elsa zwei Jahre alt ist, beginnt ihre langsame Eingliederung in das Leben in der Wildnis. J. A. hat Elsas Schicksal minutiös aufgezeichnet. Diese Aufzeichnungen verarbeitet sie zu dem Buch „Frei geboren. Eine Löwin in zwei Welten“. Das Buch wird in 33 Sprachen übersetzt. Der Verkaufserlös kommt fast zur Gänze der Tierschutzorganisation „Elsa Wild Animal Appeal“ zugute. 1958, kurz nach ihrer endgültigen Entlassung in die Freiheit, kehrt die Löwin Elsa mit drei Jungen zu den Adamsons zurück. Das zweite Buch „Die Löwin Elsa und ihre Jungen“ entsteht. 1964 wird die Geschichte der Löwin Elsa von der BBC verfilmt.
J. A. beobachtet, zeichnet, malt und fotografiert Afrikas Flora und Fauna sowie die einheimische Bevölkerung und ihre Lebensumstände. Viele Bilder, die damals entstanden sind, werden im Museum von Nairobi ausgestellt. Auch Österreich erinnert sich der mittlerweile berühmt gewordenen J. A. und verleiht der nunmehr britischen Staatsbürgerin österreichischer Herkunft 1977 das „Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst“, das ihr durch den österreichischen Botschafter in Kenia überreicht wird. Nach den Löwen studierte J. A. die Lebensgewohnheiten der Geparden und Leoparden.
J. A. wird am 4. Jänner 1980 tot aufgefunden. Sie war am 3. Jänner zu einer Abendwanderung von ihrem Camp in Shaba (Kenia) aus aufgebrochen und nicht zurückgekehrt. Ihre Wunden deuteten zunächst darauf hin, dass sie von Löwen angefallen und getötet worden war, doch bald darauf stellt man bei der Obduktion des Leichnams menschliches Verschulden fest. Paul Ekai, ein von J. A. entlassener Angestellter, legt am 4. Februar 1980 ein Mordgeständnis ab. Er wird am 28. Oktober 1981 zu lebenslanger Haft verurteilt.

Werke

„Die Löwin Elsa und ihre Jungen“ (1962), „Die gefleckte Sphinx“ (1970), „Für immer frei. Elsas Löwenkinder finden eine neue Heimat“ (1978), „Die Leopardin Penny“ (1981), „Frei geboren. Eine Löwin in zwei Welten. Mit Briefen von George Adamson“ (1960)

Literatur / Quellen

Adamson 1969, Adamson 1990, Wagner 1992

BiografieautorIn:

Karin Nusko