Vogl Johanna, Hanna; Widerstandskämpferin und Arbeiterin
Geb. Wien, 7.8.1919
Gest. 9.6.2006
Herkunft, Verwandtschaften: J. V. wuchs in einer achtköpfigen Arbeiterfamilie in Wien auf, der Vater war Hilfsarbeiter und in der Zwischenkriegszeit lang arbeitslos, die Mutter war vor ihrer Ehe als Gärtnerin in Schönbrunn tätig. Bis Anfang der 1930er Jahre wohnte die Familie in einer kleinen Kellerwohnung in ärmlichen Verhältnissen, mit der Zuteilung einer Gemeindewohnung wurden die Lebensumstände etwas besser.
Ausbildungen: Ihren Traumberuf, Kinderärztin zu erlernen, erlaubte die finanzielle Situation nicht, so begann J. V. nach Volks- und Hauptschule eine Lehre als Modistin, die Firma wurde jedoch aufgelassen; die Strumpffabrik, in der sie anschließend arbeitete, wurde „arisiert“. J. V. war danach bis zu ihrer Verhaftung arbeitslos.
Laufbahn: Durch die Freundschaft mit Hansi Eibensteiner gelangte die damals etwa 15-jährige J. V. zum Kommunistischen Jugendverband (KJV). Rückblickend betrachtet meinte sie, dass es vor allem die erfahrene Armut in der Kindheit und Jugend gewesen war, die sie zum politischen Engagement bewog. Ihre Widerstandstätigkeit beschrieb J. V. als eine Unumgänglichkeit. Sie trat 1937 dem KJV bei und war als Bezirksleiterin für den 3. Bezirk tätig. Sie war an der Verteilung und Herstellung illegaler Druckwerke der KPÖ beteiligt. 1939 wurde sie verhaftet und am 9.7.1941 zu vier Jahren Zuchthaus wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ verurteilt. Im Juni 1944 wurde J. V. über Wien und Prag ins Konzentrationslager Ravensbrück überstellt. Durch die Bekanntschaft zu Mitgliedern der illegalen politischen Organisation kam J. V. schließlich auf Block 3 und kurze Zeit später wurde sie zur Arbeit im Konstruktionsbüro von Siemens & Halske zugeteilt. Bei der „Evakuierung“ von Ravensbrück gelang ihr mit ihren Freundinnen Betty Wenz und Hansi Eibensteiner die Flucht. Der Heimweg nach Wien gestaltete sich abenteuerlich, sie verloren Hansi Eibensteiner, den Großteil der Strecke legten sie zu Fuß zurück. Gleich nach der Rückkehr nahm J. V. die politische Arbeit innerhalb der KPÖ wieder auf, sie betreute das Obdachlosenheim im vierten Wiener Bezirk und errichtete einen Kindergarten. Mit der Geburt ihrer Tochter 1957 zog sich J. V. von der politischen Betätigung zurück, blieb aber bis ins hohe Alter Mitglied der Kommunistischen Partei und der Lagergemeinschaft Ravensbrück. Ihrer Tätigkeit als Kindergärtnerin ging sie bis zum 60. Geburtstag nach.
Qu.: Datenbank OLG, DÖW.
L.: Baier 1987, Brauneis 1974, Dokumentationsarchiv 1984, www.ravensbrück.at
https://www.ravensbrueckerinnen.at/?page_id=5762