Zita von Bourbon-Parma
Geb. Pianore bei Lucca, Italien, 9.5.1892
Gest. Zizers/Graubünden, Schweiz, 14.3.1989
Herkunft, Verwandtschaften: Sie war die Tochter des letzten regierenden Herzogs von Parma, Robert, aus zweiter Ehe mit Maria Antonia von Braganza. Wuchs auf den väterlichen Landsitzen in Pianore und Schwarzau/Niederösterreich in einem sehr großen Geschwisterkreis mehrsprachig auf. Geschwister: Xaver, Felix, Franziska Josepha, Sixtus.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1911 Heirat mit Erzherzog Karl Franz Joseph (Großneffe des Kaisers), den späteren Kaiser Karl I. Die Feierlichkeiten blieben für die Nachwelt in einer der ersten Verfilmungen der kaiserlichen Familie erhalten. Kinder: Otto, Adelheid, Robert, Karl Ludwig, Felix, Rudolf, Charlotte und Elisabeth.
Laufbahn: Z. wurde streng katholisch erzogen und besuchte das Salesianerinnen-Konvikt Zangberg in Oberbayern. Ihre Ehe mit Erzherzog Franz Karl wurde von deren Müttern 1908 arrangiert. Für Z., deren Vater Robert kurz zuvor gestorben war und deren Mutter eine Kinderschar von 20 Kindern − teils aus Roberts erster Ehe, teils aus ihrer eigenen Ehe mit ihm − zu versorgen hatte, war der junge Erzherzog eine glänzende Partie, stand er doch in der Thronfolge hinter seinem Onkel Franz Ferdinand an zweiter Stelle. Auch der Kaiser war mit der Verbindung einverstanden.
Kennen gelernt hatten sich die beiden bereits bei Verwandtenbesuchen auf Schloss Schwarzau im Steinfeld in Niederösterreich, das sich im Besitz der Bourbon-Parma befand, und in der Villa Wartholz im nahe gelegenen Reichenau. Die Hochzeit fand am 21. Oktober 1911 auf Schloss Schwarzau statt, die Flitterwochen verbrachten die beiden in der Villa Wartholz, wo am 20. November 1912 auch der älteste Sohn Otto geboren wurde. 1914 kam im Schloss Hetzendorf die Tochter Adelheid zur Welt.
Die von Z. als glücklich geschilderte Zeit fand mit der Ermordung Franz Ferdinands und Sophies in Sarajevo ein jähes Ende. Karl wurde Thronfolger. Nach Kriegsausbruch übersiedelte die Familie auf Wunsch des Kaisers nach Schönbrunn, wo die Söhne Robert, Felix und Karl Ludwig geboren wurden. Als Franz Joseph am 21. November 1916 starb, war Karl Kaiser und − mitten im Krieg − Oberster Kriegsherr und Z. war Kaiserin.
Die energische und politisch ehrgeizige Frau war durch ihre Heirat zur fanatischen Habsburgerin geworden. Sie glaubte an den Mythos des Gottesgnadentums, und sie glaubte, dass das Band zwischen HerrscherIn, Staat und Untertanen nach wie vor unzerreißbar bestand. Um die Erhaltung der Monarchie und um Frieden bemüht, nahm die Kaiserin 1917 über ihre Brüder Sixtus und Xaver, die in belgischen Kriegsdiensten standen, Kontakt zum Kriegsgegner Frankreich auf. Die Geheimverhandlungen scheiterten und die Aktion flog auf.
Die Kaiserin, von der Propaganda zur „italienischen Verräterin“ gestempelt, geriet ins Zwielicht. Die sogenannte „Sixtus-Affäre“ trug wesentlich mit dazu bei, dass das Kaiserhaus an Popularität verlor. Als nach dem Zusammenbruch der Monarchie am 11. November 1918 Kaiser Karl die Verzichtserklärung auf „jeden Anteil an den Regierungsgeschäften“ vorgelegt wurde, las auch Z. die vorbereitete Urkunde und sie war es, die empört ablehnte: „Niemals, niemals kann ein Herrscher abdanken. Er kann abgesetzt, kann seiner Herrscherrechte verlustig werden. Gut. Das ist Gewalt. Sie verpflichtet ihn nicht zur Anerkennung, dass er seine Rechte verloren habe. Er kann sie verfolgen, je nach Zeit und Umständen, aber abdanken − nie, nie, nie! Lieber falle ich mit dir hier, dann wird Otto kommen. Und wenn wir alle fallen sollten − noch gibt es andere Habsburger.“ (vgl. Andics 1999, S. 166/167).
Nachdem Karl trotz Zs. Einspruch auf seinen Anteil an den Regierungsgeschäften in Österreich verzichtet hatte, verließ die kaiserliche Familie Schloss Schönbrunn und im März 1919 Österreich. Im Schweizer Exil kamen die Kinder Rudolf und Charlotte zur Welt. Zweimal, im Frühjahr und im Herbst 1921, unternahmen Karl und Z. von der Schweiz aus den Versuch, die Herrschaft in Ungarn wieder zu erlangen. Doch ihre Versuche schlugen fehl und sie wurden von den Westmächten auf die Insel Madeira verbannt. Karl, der letzte Kaiser Österreichs, starb 1922 auf Madeira. Nach seinem Tod brachte Z. ihr letztes Kind, Elisabeth, zur Welt. Die Ex-Kaiserin hielt am Thronanspruch der HabsburgerInnen fest. Nun war für sie Otto, der älteste Sohn, Thronpräsident. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an Deutschland 1938 führte Z. Gespräche mit dem amerikanischen Präsidenten Roosevelt mit dem Ziel, die ehemaligen Länder der Monarchie vor dem Zugriff Stalins zu bewahren und sie in einer Föderation unter monarchischer Führung zusammen zu schließen. Nach 1948, nunmehr in Tuxedo/New York State wohnend, engagierte sich Z. für den seit 1925 laufenden Seligsprechungsprozess für ihren Mann und kam mehrmals nach Europa, um Dokumentationen zu sammeln. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie in Zizers in der Schweiz (St. Johannes Stift, einem kirchlich geführtes Altenheim). 1982 gestattete Bundeskanzler Kreisky der 90jährigen die Einreise nach Österreich − auch ohne Verzichtserklärung. Sie starb 1989 in der Schweiz. Die Beisetzung der letzten Kaiserin unter dem Doppeladler am 1. April 1989 wurde zu einer prunkvollen Demonstration habsburgisch-monarchistischen Hofzeremoniells.
Werke
Literatur / Quellen
L.: Andics 1990, Hamann 2001, Kratzer 2001, Nemec 2001, Sèvilla 1998, www.aeiou.at