Wilder-Okladek Friederike, geb. Okladek, Deckname: Johanna Deutemeijer; Soziologin
Geb. Wien, 5.7.1921
Herkunft, Verwandtschaften: Stammt aus einer bürgerlichen jüdischen Familie. Der Vater war bis 1932 Tresorkassier in einer Bank. Die Mutter kam aus Lemberg, entstammte einer Arbeiterfamilie.
LebenspartnerInnen, Kinder: War mit einem Hutmachergesellen verheiratet.
Ausbildungen: Absolvierte eine Lehre zur kaufmännischen Angestellten, im April 1938 beendete sie ihre Lehre. Studium der Soziologie, Dr. phil.
Laufbahn: Kam im September 1938 mit einer zionistischen Jugendvereinigung nach Holland in ein Werkdorp, eine Ausbildungsstätte junger Juden zur Vorbereitung auf Palästina. Nach dem Einmarsch Hitlers in Holland 1940 wurde das Werkdorp geräumt. F. O. wurde nach Amsterdam gebracht und zum Arbeiten in einen Haushalt geschickt. Schließlich kam sie als Bürolehrung zur jüdischen Gemeinde und wurde nach Westerbork abberufen. Als Schutzjüdin musste sie das Vermögen der neu inhaftierten Juden deklarieren, sie versuchte bald Kontakt zur Untergrundbewegung aufzunehmen und durch Schmuggeln von Lebensmittelpaketen das Leben der Menschen im Lager zu erleichtern. Nach Verlassen des Lagers fand sie mit falschen Papieren getarnt eine Stelle als Hausgehilfin, später bei einer Bergleutefamilie und schließlich in einer Druckerei, die für die deutsche Wehrmacht arbeitete. Von dort konnte sie die Untergrundbewegung mit den nötigen Formularen und Wehrmachtspässen versorgen. Als es auch dort zu gefährlich wurde, flüchtete sie mit einer Gruppe anderer Juden über die Pyrenäen nach Spanien. In Barcelona lernte sie ihren Ehemann kennen und lebte dann einige Jahre in einem Kibbuz. Später zog sie zu ihren Eltern nach England, danach nach Wien, wo sie ihr Soziologiestudium absolvierte.
Ausz.: 1957, 1976 Theodor-Körner-Stiftungspreis.
W.: „Allgemeine und jüdische Migration nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit Berücksichtigung der Juden Wiens. Univ. Diss.“ (1977)
L.: Girtler/Okladek 1994, ÖNB 2002