Schneider Brigitta

Köchin

Geb. Wien, Datum unbekannt
Gest. unbekannt, sie lebte um 1772

LebenspartnerInnen, Kinder: Gatte: Matthias Schneider, Schneidermeister aus Vorderösterreich.

Ausbildungen: Seit ihrer frühesten Jugend war sie als Dienstbotin tätig. In dieser Zeit hat sie wahrscheinlich auch die Grundkenntnisse des Pastetenbackens erworben.

Laufbahn: B. Sch. wurde als Kind sehr armer Eltern geboren und ging sehr früh ihrem Lebensunterhalt als Dienstbotin nach. Sie selbst blickte auf diese Zeit als harte Lehre zurück und war sehr stolz darauf, dass sie es geschafft hatte, sich aus dieser schwierigen Situation hinaufgearbeitet zu haben. Sie meinte, dass sehr viele Frauen in ihrer Lage aufgegeben hätten und nun einen „unsittlichen Lebenswandel“ führen würden. Sie hatte vor einiger Zeit den Schneider Matthias Schneider geheiratet, der als nicht in Wien Gebürtiger mit der Wiener Zunft um ein Gewerbe kämpfen musste. Da das Schneidergewerbe zu dieser Zeit aber hoffnungslos überlaufen war, und natürlich die Söhne Wiener Schneidermeister bevorzugt wurden, ein schwieriges und hoffnungsloses Unterfangen.

Also lebte das Ehepaar von den Einkünften der B. Sch. aus ihren Pastetenbäckereien. Sie musste für die Zutaten jeden Tag den Markt am Spittelberg besuchen, um Fisch- und Fleischreste aufzukaufen, die auch nicht besonders teuer sein durften, da sonst der Gewinn für sie zu gering ausfallen würde. Das bot natürlich eine breite Angriffsfläche für die Wirte und Gastgeben der Umgebung, die sich gegen die billige Konkurrenz zur Wehr setzten. Sie warfen ihr oftmals vor, sie würde nur Abfälle und bereits stinkendes Fleisch aufkaufen oder aber Dienstboten (die sie ja aufgrund ihrer eigenen beruflichen Vergangenheit gut kannte) dazu auffordern, der Herrschaft Lebensmittel zu entwenden. Und damit die Wirte sich auch der Zustimmung der Nachbarschaft versichern konnten, warfen sie ihr vor, durch ihre „Backerei“ die Feuersgefahr erheblich zu beeinflussen. Zu ihrem Glück konnten diese Vorwürfe durch keinerlei Feuersbrünste oder Magenverstimmungen ihrer Kunden bewiesen werden.

B. Sch. setzte sich immer wieder gegen diese Angriffe zur Wehr. Sie gab an, dass die Wirte nur neidisch wären und vor allem ein Wirt seinen Bruder, der ebenfalls als Pastetenbäcker tätig war, zu einem Monopol in der Gegend verhelfen wollte, wenn sie mit einem Gewerbeverbot belegt würde. Die Wirte gingen ihr gegenüber hart ins Gericht und wollten sie wieder in den Herrschaftsdienst zwingen. Da B. Sch. einen Schutzbrief auf ihr Gewerbe vorweisen konnte, blieb die Zunft ihr gegenüber glücklicherweise machtlos. Wie sich ihre Situation in Zukunft darstellte und ob ihr Mann dann doch noch eine Schneiderei betreiben konnte, ist nicht bekannt

Werke

Literatur / Quellen

Qu.: WStLa, Alte Registratur. Bericht vom 27. Jänner 1772.

L.: Kretschmer 2000

BiografieautorIn:

Sigrid Kretschmer