Sacher-Masoch Wanda von
Geb. Graz, Stmk., 14.3.1845
Gest. vermutl. Paris, Frankreich, vermutl. Frühjahr 1933 (Auskunft 2008 von Mechthild Saternus, Enkelin Leopold von Sacher-Masochs

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Wilhelm Rümelin, aus württembergischem Geschlecht, Militärbeamter und Beamter am Rechnungshof Graz; Mutter: Marie Rümelin, geb. Schuber, aus Böhmen stammend. Aus den frühen Lebensjahren W. v. S.-M.s sind, abgesehen von spärlichen Hinweisen in ihrem Memoirenwerk „Meine Lebensbeichte“ (1906) und in Carl Felix von Schlichtegrolls Entgegnung (1906), keine Zeugnisse bekannt. Die Trennung ihrer Eltern bedeutete für die Fünfzehnjährige den Abstieg in die Verarmung; nach dem Besuch einer Nähschule sorgte sie mit Wäscherei- und Näharbeiten und dem Verkauf von Tabak und Soda für ihren Lebensunterhalt.
LebenspartnerInnen, Kinder: Ein Briefwechsel mit dem angesehenen Schriftsteller Leopold von Sacher-Masoch, den sie 1871 unter dem Pseudonym Wanda von Dunajew begann, dem Namen der Heldin in dessen Roman „Venus im Pelz“, änderte ihr Leben von Grund auf. 1873 heiratete sie Sacher-Masoch in Graz. Finanziell waren die Verhältnisse angespannt, häufige Wohnortwechsel (Wien, Graz, Bruck a. d. Mur, Budapest, Leipzig) verstärkten die Schwierigkeiten der ohnehin heiklen Ehebeziehung. 1883 trennten sich die Sacher-Masochs, 1886 wurden sie auf Helgoland geschieden. Laufbahn: W. v. S.-M. lebte in den folgenden Jahren in La Neuveville (Schweiz) und bis 1909 an verschiedenen Adressen in Paris. Danach verlieren sich ihre Spuren; ein Nachlass wurde bisher nicht entdeckt. Dem Werk ihres Ex-Ehemannes blieb W. v. S.-M. auch nach dessen Tod 1895 verbunden – einerseits ging es ihr um die Rechte daran, die sie zugunsten des einzigen überlebenden gemeinsamen Sohnes Demetrius gesichert sehen wollte; andererseits schätzte sie den literarischen Wert seiner Geschichten, von denen sie zweiundzwanzig ausgewählte 1907 und 1908 in eigener französischer Übersetzung veröffentlichte. – Bio-bibliographische Desiderata sind: Spuren nach 1909, insbesondere Datum und Ort des Todes; Korrespondenzen mit ihren Verlagen und mit den Autoren, die sie zu übersetzen gedachte (vgl. Stahl 2012), sowie private; Manuskripte, z. B. die zweier Kurzgeschichten, die sie 1885 Max Nordau schickte und die dieser vehement ablehnte (vgl. Stahl 2010), sowie die zweier Übersetzungen ins Französische (Jules Claretie, Guy de Maupassant).
Werke
W.: „Der Roman einer tugendhaften Frau. Ein Gegenstück zur ‚geschiedenen Frau’ von Sacher-Masoch“ (1873), „Echter Hermelin. Geschichten aus der vornehmen Welt“ (1879, zwölf Kurzgeschichten), „Die Damen im Pelz. Geschichten“ (1881, zwanzig Kurzgeschichten; mehrere Auflagen und Ausgaben), „Meine Lebensbeichte. Memoiren“ (1906, mehrere Auflagen; übersetzt ins Französische, Italienische, Englisch, Bulgarische), „Masochismus und Masochisten. Nachtrag zur Lebensbeichte“ (1908, mehrere Auflagen). Weitere Veröffentlichungen: drei Kurzgeschichten (1872, 1873, 1874), die nur im „Neuen Pester Journal“ erschienen, sowie ein Artikel (1882) in „Auf der Höhe. International Revue“. Von den insgesamt 35 Kurzgeschichten waren 14 in Zeitschriften erschienen, davon acht in Blättern Leopold von Sacher-Masochs.
Übersetzungen: Aus dem Französischen: Georges Ohnet. „Das Recht des Kindes“. Roman in zwei Bänden (1894). Ins Französische: Leopold von Sacher-Masoch: „L’Amour cruel à travers les ages. La czarine noire et autres contes sur la flagellation” (1907, neun Kurzgeschichten); ders.: „L’Amour cruel à travers les ages. La pantoufle de Sapho et autres contes“ (1907, neun Kurzgeschichten); ders.: „La jalousie d’une impératrice” (1908, vier Novellen
Literatur / Quellen
L.: Bittermann-Wille/Hofmann-Weinberger 2002, Gerstenberger 1997, Gerstenberger 2000a, Gerstenberger 2000b, Gürtler 1992, Miesbacher 2004, Opel 1996, Schackmann 1992, Schlichtegroll 1906/2003, Spörk/Strohmaier 2002, Stahl 2010, Stahl 2012