Perl Henriette, Ps. Henry Perl, Henry Perl Mora, geb. Wolf; Feuilletonistin, Schriftstellerin und Übersetzerin

Geb. Lemberg, Galizien (Lwiw, Ukraine), 24.12.1845

Gest. Fürstenfeldbruck, Bayern, Deutsches Reich (Deutschland), 10.5.1915

Herkunft, Verwandtschaften: Verließ schon in frühester Kindheit ihre Heimat und kam zu Verwandten mütterlicherseits nach Italien, wo sie abwechselnd in Neapel, Palermo, Florenz und Venedig lebte.

LebenspartnerInnen, Kinder: 1861 Heirat mit dem Sohn einer Fabrikantenfamilie, mehrere Kinder.

Ausbildungen: Wie ihre um 16 Jahre ältere Schwester, die eine italienische Opernsängerin war, sollte sie für die Bühne ausgebildet werden.

Laufbahn: Während eines Aufenthalts in Wien lernte das damals 15-jährige Mädchen den Sohn eines angesehenen Wiener Fabrikanten kennen, den sie bald darauf heiratete. Sie lebte bis 1876 abwechselnd in Prag und Wien. Ihr lebhafter Geist und ihre Wissbegierde fanden jedoch in dieser auf Haus und Gesellschaft beschränkten Lebensweise nicht genügend Nahrung und so widmete H. P. einen beträchtlichen Teil ihrer Zeit dem Studium moderner Sprachen und der Literatur. Der Lerneifer der Autodidaktin wuchs von Jahr zu Jahr und wurde zusätzlich durch Reisen unterstützt. Nicht selten wurde ihr deshalb Überspanntheit vorgeworfen, denn ihre Vorlieben für Literatur und Reisen wurden in ihren Kreisen als völlig überflüssig angesehen. Vermögensverluste beim Wiener Börsenkrach 1873 zwangen sie dann, als Übersetzerin, Feuilletonistin und Reiseschriftstellerin im In- und Ausland ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Der Kreis ihrer Tätigkeit wurde durch eine Amerikareise wesentlich erweitert und gefördert. Sie schrieb für viele deutsche und österreichische Blätter, vor allem Schilderungen amerikanischen Lebens und sozialer Zustände. 1878, von einer Amerikareise nach Europa zurückgekehrt, lebte sie als Schriftstellerin zunächst in Venedig und ab 1896 in Bruck b. München (Fürstenfeldbruck).

W. u. a.: „Novellen“ (1877), „Richard Wagner in Venedig“ (1883), „Venezia. hg. v. E. M. Engel“ (1894), „Venezianische Noveletten” (1895), „Venezianine. (Venezianische Lebensbilder). 3 Serien“ (1895-98), „Napoleon I. in Venetien“ (1901), „Hg.: Briefe der Marquise v. Pompadour. Bd. 1“ (1907), „Die Tugend seiner Frau. Drama“ (1910), „Der Rat der Zehn. Roman“ (1911), „Dämonische Gewalten. Roman“ (1913). Beiträge für Fremden-Blatt, Neues Wiener Tagblatt, Frankfurter Zeitung, Neue Münchener Zeitung etc.

L.: Brümmer 1913, Buchegger 2002, Giebisch/Gugitz 1964, Kosch 1968, Kürschner 1889, Lüdtke 1936, ÖBL, ÖNB 2002, Pataky 1898, Wininger Bd. 5