Maria Anna; Kaiserin

Geb. Madrid, Spanien, 18.8.1606
Gest. Linz, OÖ, 13.5.1646

Herkunft, Verwandtschaften: Tochter von König Philipp III. von Spanien und von Erzherzogin Margarete. Schwester: Anna, Königin von Frankreich.

LebenspartnerInnen, Kinder: 1631 Heirat mit dem späteren Kaiser Ferdinand III. (Verwandtenehe). Nach dem Tod des zunächst für sie vorgesehenen Bräutigams, Erzherzog Johann Karl, des ältesten Sohnes Kaiser Ferdinands II., trat dessen zweiter Sohn Ferdinand als Bewerber um M. auf. Die Eheverhandlungen dauerten viele Jahre, denn auch der englische Thronfolger Karl bemühte sich um ihre Hand und kam sogar 1623 zur persönlichen Brautwerbung nach Spanien. Die Verkündung des englisch-spanischen Eheversprechens wurde mit einer Illumination Madrids und anderen Festlichkeiten begangen. Da aber die gewünschte Mitgift − Abtretung der Pfalz − nicht durchgesetzt wurde, beendete England die Eheverhandlungen. 1626 kam es zur Verlobung mit dem inzwischen zum König von Ungarn gekrönten Ferdinand. Drei Jahre dauerte der Kampf der Höfe um finanzielle Probleme, die Größe und Zusammensetzung von M.s Hofstaat, vor allem auch um die Person des Beichtvaters. (Der Kaiser wollte einen Jesuiten, der spanische Hof setzte aber den spanischen Kapuziner Diego Quiroga durch.) Im Heiratsvertrag von 1628 wurde die gewünschte Stärkung der verwandtschaftlichen Bande zwischen Wien und Madrid besonders hervorgehoben. Im Gegensatz zu ihrer Schwester Anna, der Königin von Frankreich, behielt M. ihre spanischen Thronrechte, die allerdings zunächst durch die Geburt des Thronerben Baltasar Carlos 1629 geschmälert wurden. Nach zahlreichen Verzögerungen trat M. Ende Dezember 1629 mit einem großen Hofstaat endlich ihre Brautfahrt an, die, behindert von Kriegen, Seuchen, aber auch Festlichkeiten, vierzehn Monate dauerte. Die Hochzeitsfeiern in Wien nahmen den ganzen März 1631 in Anspruch und kosteten − mitten im Dreißigjährigen Krieg − 365 280 Gulden. In 15-jähriger Ehe gebar sie sechs Kinder: Ferdinand (*1633), den späteren König Ferdinand IV.; Maria Anna (*1634), die spätere Gemahlin ihres Lieblingsbruders König Philipp IV. von Spanien; Philipp August (1637-1639); Maximilian Thomas (1638-1639), den späteren Kaiser Leopold I. (*1640).

Laufbahn: M. entfaltete eine großzügige Hofhaltung und spielte neben der Kaiserin Eleonora eine bedeutende Rolle am Wiener Hof. Mit ihrem Ehemann stand sie in herzlichem Einvernehmen. Während seiner kriegsbedingten Abwesenheiten von Wien übernahm sie politische und repräsentative Aufgaben. Nach der Krönung ihres Gatten wurde sie im Januar 1637 im Regensburger Dom zur deutschen Königin gekrönt. Kurz darauf starb Ferdinand II., und M.s Gatte bestieg als Kaiser Ferdinand III. den Thron, von M. tatkräftig unterstützt. Das Vorrücken der Schweden veranlasste die Kaiserfamilie 1645, zeitweise nach Graz zu flüchten. Andauernde Seuchengefahr in Wien ließ sie dann Zuflucht in Linz suchen. Dort starb M. hochschwanger im vierzigsten Lebensjahr an einer Schwangerschaftsvergiftung. Das noch lebende Kind − Maria − wurde operativ aus dem Leichnam geholt, starb aber sofort. In einem schauerlich-prunkvollen Leichenzug wurden die Toten donauabwärts mit Schiffen nach Wien gebracht und dort in einem Sarg beigesetzt.

L.: Andics 1999, Hamann 2001, Widorn 1959