Friedl Anna; Landwirtschaftliche Arbeiterin und Gegnerin des NS-Regimes
Geb. Oberndorf, Tirol, 14.12.1924

A. F. wird am 14. Dezember 1924 als eines von sieben Kindern der Familie Friedl in Oberndorf bei St. Johann in Tirol geboren. Mutter: Theresie Friedl, geb. Reichkandler; Vater: Lorenz Friedl, Bauer.
Besuchte die Volksschule. Nach dem Schulabschluss arbeitete sie bei ihren Eltern oder bei der in Salzburg verheirateten Schwester. Sie ist auch als Aushilfskraft bei einer Bäckerei in Hopfgarten tätig. A. F. wurde katholisch erzogen und ist, nach eigenen Angaben, politisch uninteressiert.
Sie wird zwar am 23. Jänner 1943 verhaftet und von der Stapo Innsbruck verhört, wird aber bereits am 26. Jänner 1943 aus der Haft entlassen. A. F. wird am 30. Juli 1943 vom Oberstaatsanwalt in Innsbruck angeklagt zwei Briefe, die die Partei und ihre Führungskräfte verunglimpfen, verfasst zu haben. Sie wird am 13. Oktober 1943 vom Sondergericht beim Landgericht Innsbruck wegen Vergehens nach dem Heimtückegesetz zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Laut Urteil habe sie am 28. November 1942 einen anonymen Brief an den Ortsgruppenleiter geschrieben, der eine „Reihe beleidigender Äußerungen gegen die NSDAP im allgemeinen, gegen die Person des Führers, des Reichsmarschalls Göring, des Gauleiters und Reichsstatthalters Hofer und des Ortsgruppenleiters Hanel“ enthielt. Obwohl das Gericht vermutete, dass A. F. den Brief nicht aus eigenem Antrieb, sondern im Auftrag einer anderen Person geschrieben hat, wird sie zu sechs Monaten Haft verurteilt. Als Milderungsgrund wird ferner ihre Jugend angesehen. Die politische Beurteilung des Gaupersonalamtsleiters der Gauleitung der NSDAP Tirol-Vorarlberg attestiert A. F. vor dem Umbruch klerikal eingestellt gewesen zu sein und dem Nationalsozialismus gegnerisch gegenüberzustehen. Ihre politische Zuverlässigkeit sei nicht gegeben.

Qu.: DÖW 12276.
L.: Dokumentationsarchiv 1984b

Karin Nusko