Elisabeth von Bregenz; Frau des Pfalzgrafen Hugo von Tübingen (†1182)
Geb. ?
Gest. 20.1.1216
Herkunft, Verwandtschaften: Eltern: Graf Rudolf von Bregenz († um 1150), Wulfhild († [?]), Tochter Herzog Heinrich IX. der Schwarze von Bayern († 1126), Kinder: Rudolf von Tübingen (†1219), Hugo von Montfort (†1230).
Laufbahn: E.s Vater war der letzte Graf von Bregenz aus dem Geschlecht der Udalrichinger, die vom ausgehenden achten Jahrhundert bis zur Mitte des zwölften Jahrhunderts das Gebiet in weitem Umkreis des Bodensees beherrscht hatten. Durch ihre Ehe mit Pfalzgraf Hugo von Tübingen, die wahrscheinlich noch vor dem Tod ihres Vaters geschlossen wurde, brachte sie diesem den Anspruch auf das Erbe ihres Vaters ein. Neben Hugo tritt aber auch der Neffe des Grafen Rudolf von Bregenz, Graf Rudolf von Pfullendorf, als Erbe in Erscheinung.
In den urkundlichen Erwähnungen, die sich im allgemeinen auf Schenkungen an Klöster – namentlich an Marchtal, Mehrerau, Isny, Sankt Johann im Thurgau –, zum Seelenheil der Verfügenden sowie ihrer Vor- bzw. Nachfahren tritt sie zusammen mit ihrem Mann oder ihren Kindern in Erscheinung. Die Klostergeschichte von Marchthal weiß hingegen, dass für die durch ein Gelübde ihres Mannes motivierte reiche Stiftung die Bitten der E. maßgeblich waren. Aus den Schatten ihres Mannes tritt sie bei Schenkungen an das Kloster Mehrerau, wenngleich beide gemeinsam und gleichzeitig handelnd entgegentreten. Pfalzgraf Hugo von Tübingen schenkt dem Kloster Mehrerau um 1181 eine Kreuzpartikel, die er von Mathilde (†1189), der Tochter König Heinrichs II. von England und der Eleonore von Aquitanien (†1204), und Frau Herzog Heinrichs des Löwen (†1195) erhalten hatte, dann aber werden die Güter angeführt, die E. der Kirche einbrachte: neben liturgischem Gerät (zwei Kelche) und Gewand eine Reihe von Dörfern bzw. Gütern, die sich alle in der Nachbarschaft von Bregenz befinden und vermutlich aus von ihrem Vater an sie übergangenem Vermögen stammen.
Nach dem Tod ihres Mannes zog sie sich nicht in ein Kloster zurück, sondern nahm weiterhin am politischen Geschehen Anteil; so war sie anwesend bei der Gründung des Klosters Bebenhausen 1188, als die beiden Söhne eine Erbteilung vornehmen; Rudolf als der Ältere erhielt den Pfalzgrafentitel und die Tübinger Hausgüter, die Besitzungen, die von den Grafen von Bregenz stammten, gingen an Hugo. Damit ging die Verlagerung des Herrschaftszentrums von Bregenz nach Feldkirch einher. Oberhalb der Ortschaft Weiler ließ Hugo bald nach 1200 die Burg Montfort (heute Altmontfort) errichten, nach der er sich fortan nannte. E. war somit die Stammmutter der Grafen von Montfort, die sich in der nächsten Generation in zwei Linien aufspaltete, in eine Montforter und eine Werdenberger Linie, die sich jeweils wiederum in weitere Linien teilten. Es ist zu vermuten, dass Elisabeth auf der Bregenzer Burg ihren Lebensabend verbrachte.
Die Nachwelt erachtete E. als eine bedeutende Persönlichkeit, was in Bildern des 13., 15., 16. und 17. Jahrhundert dokumentiert ist.
Abbildungen: 1. Laut dem Bericht des Mehrerauer Archivars Franz Ransperg (1609-1670) von 1656 in seiner „Hystorischen Relation” waren Pfalzgrafen Hugo und E.s als die besonderen Förderer des Klosters auf einem später übertünchten Wandgemälde in der Marienkapelle der Mehrerau, wo E.s Mann, Pfalzgraf Hugo von Tübingen, seine letzte Ruhestätte gefunden hatte, dargestellt. Beide hielten besiegelte Urkunden in den Händen, die ihre Verdienste für das Kloster andeuten und jene verfluchen, die den Besitzstand des Klosters stören sollten.
2. Darstellung des Pfalzgrafen Hugos und E.s im Mehrerauer Chartular von 1472 (Österreichisches Staatsarchiv, Wien, Abt. Haus-, Hof- und Staatsarchiv, HS Blau 355, Kopie im Vorarlberger Landesarchiv, Lichtbildserie 12).
3. Darstellung in Jakob Mennels (†1524) „Charta fundatorum”, einer Gründungsgeschichte des Klosters Mehrerau aus dem frühen 16. Jahrhundert (nach einer Vorlage aus dem 13. Jahrhundert) (Landesarchiv Bregenz, Hds. 152); bei Jakob Mennel ist das Paar in spätmittelalterlicher Kleidung dargestellt, ebenso mit den bereits erwähnten Urkunden (siehe 1.).
4. Darstellung auf einem Gemälde des 17. Jahrhunderts (Original im Vorarlberger Landesmuseum, Inv. Nr. Gem 1652), Abb. Burmeister (1991) 335.
5. Darstellung auf einem Papierbild aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts (Original im Vorarlberger Landesmuseum, Inv. Nr. Gem 237/4), Abb. Burmeister (1991) 335.
Die lateinischen Segens- und Fluchformeln, wie sie Franz Ransperg überliefert hat, sind unverändert vorhanden. Das Paar erscheint jetzt im Gewand des ausgehenden 16. oder 17. Jahrhunderts. In je einer Kartusche wird auf die Stiftungen des Paares, die Kreuzpartikel und die Dörfer und Güter, hingewiesen.
L.: Bilgeri 1971, Burmeister 1991, Burmeister 1996a, Jänichen 1974, Niederstätter 2001a
Ingrid Roitner