Bertha von Rheinfelden; Frau Graf Ulrichs X. von Bregenz (†1097)
Geb. ?
Gest. an einem 20. Jänner nach 1128

Herkunft, Verwandtschaften: Eltern: Herzog Rudolf von Schwaben und dessen zweite Frau Adelheid von Turin (†1079), Tochter der Markgräfin Adelheid von Turin (†1091) und ihres dritten Ehemannes, Graf Otto von Maurienne-Savoyen (†1060); Geschwister: Berthold, seit 1079 Gegenherzog von Schwaben (†1090); Otto verstarb im Kindesalter, Agnes, verheiratet mit Berthold II. Markgraf, „Herzog von Schwaben”, Herzog von Zähringen (†1111); Adelheid, verheiratet mit König Ladislaus von Ungarn (1077-1095); B.s Tante war Bertha von Turin (†1087), die erste Frau Kaiser Heinrichs IV. (†1106); Kinder: Rudolf († um 1150), verheiratet in erster Ehe mit Irmengard, der Tochter Graf Adalberts von Calw (†1099); in zweiter Ehe mit Wulfhild, Tochter Herzog Heinrichs IX. des Schwarzen von Bayern († 1126), Heinrich († wahrscheinlich vor 1128) und Ulrich († vermutlich vor 1116), Adelheid, verheiratet mit einem Grafen von Pfullendorf.
Laufbahn: Vermutlich um 1077 fand die Eheschließung B.s mit Graf Ulrich X. von Bregenz statt. Gemeinsam mit ihrem Mann machte sie sich um die Gründung des zunächst in Andelsbuch dann nach Mehrerau verlegten Klosters im Sinne der Hirsauer Reform sehr verdient. Dort fand auch Graf Ulrich nach seinem frühen Tod 1097 sein Grab. B. erwies sich nach Rudolfs Tod als das eigentliche Familienoberhaupt. Laut der Marchthaler Chronik habe sie in den Auseinandersetzungen mit den Kirchberger Grafen, die in der Schlacht von Jedesheim 1108 mündeten, mannhaft („viriliter”) gekämpft. Um 1122, als sie für die Mönche des Klosters Petershausen Fürsprache einlegte, ist von ihr als Gräfin von Bregenz die Rede („cometissa de Brigantia”), später wird sie meist Gräfin von „Clementia” oder „Cheleminza” genannt, was vermutlich darauf zurückzuführen ist, dass sie sich auf ihr väterliches Erbe die Burg Kellmünz zurückgezogen hat. Sie erwies sich als Wohltäterin verschiedener Klöster, allen voran der Hausstiftung und Familiengrablege Mehrerau, wo auch sie ihr Grab in der Mitte der Kirche vor dem Altar des Heiligen Kreuzes fand; aber auch in den Totenbüchern von Isny, Ottobeuren, Zwiefalten, Füssen, Sankt Ulrich in Augsburg wird ihrer gedacht. Der Verbundenheit mit den Klöstern der Hirsauer Reform entspricht auch, dass B.s ältester Sohn Rudolf, seine erste Frau Irmengard aus der Calwer Grafenfamilie holte. Irmengards Vater war Graf Adalbert von Calw (†1099) und ihre Mutter war Wiltrud, Tochter Herzogs Gottfried III. des Bärtigen von Lothringen (†1069) und Verwandte der Päpste Leo IX. (1049-1054) und Stephan IX. (1057-1058); beide Elternteile haben sich um die Erneuerung der Aureliuszelle in Hirsau sehr verdient gemacht.
Abbildung: Darstellung in Jakob Mennels (†1524) „Charta fundatorum”, einer Gründungsgeschichte des Klosters Mehrerau aus dem frühen 16. Jahrhundert (nach einer Vorlage aus dem 13. Jahrhundert) (Landesarchiv Bregenz, Hds. 152); B. ist dargestellt, wie sie dem von ihr mitbegründeten Kloster Andelsbuch-Mehrerau die Kirche Sargans schenkt und durch Inschrift ist sie auch als „fundatrix” ausgewiesen (Abb. Bilgeri, 115).

L.: Bilgeri 1971, Burmeister 1996a, Hlawitschka 1991, Kurze 1965, Niederstätter 2001, Quarthal 1983, Schwarzmaier 1995, Stälin 1841, Struve 1995

Ingrid Roitner