Auspitz-Winter Josefine Rosalie
Geb. Wien, 21.12.1873
Gest. Lager Theresienstadt, Deutsches Reich (Terezin, Tschechien), 20.1.1943
Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Helene Auspitz, geb. von Lieben (1838-1896), Blumen- und Bildnismalerin, litt an Depressionen und lebte von der Familie getrennt, Schwester von Adolf von Lieben, Pionier der organischen Chemie; Vater: Rudolf Auspitz (1837-1906), Wirtschaftspolitiker und Nationalökonom; Großvater: Samuel Auspitz, Gründer des Bankhauses Auspitz, Lieben & Co.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1894 Heirat mit Alfred Fröhlich; Kinder: Hilde (*1895?), Walter (*1897); Scheidung, zweite Ehe mit Dr. Joseph Winter (1857-1916), Arzt; Kinder: Marianne (*1902), Gerhard (*1903).
Ausbildungen: Da die Mutter krank war, wuchs sie bei der Pflegemutter Marie Heidenhain auf, die der Vater nach der Scheidung heiratete. Lernte mit ihrem Bruder, der wegen seiner Krankheit zu Hause unterrichtet wurde. Das Erlernen der alten Sprachen wurde ihr jedoch nicht gestattet. Lehrer waren unter anderem Dr. Emil Szanto und Dr. Emanuel Löwy. Bekam Unterricht vom Maler und Radierer Ludwig Michalek, dessen Frau Lili gab ihr Musikunterricht.
Laufbahn: Sie begann bereits als kleines Kind zu illustrieren und zu malen und setzte das Blumenalbum ihrer Mutter fort. Erst durch Lili Michalek wurde sie zur Musik gebracht, 1903-1918 Schülerin bei Josef B. Foerster (1859-1951), der am Neuen Wiener Konservatorium Komposition lehrte. Um die Jahrhundertwende begegnete die Künstlerin dem für Musik und Poesie begeisterten Arzt Josef Winter. Er galt in bestimmten Kreisen als begabter Lyriker, dessen Gedichte von bekannten Komponisten vertont wurden. Auch J. A. vertonte seine Gedichte und Gedichte anderer, vorwiegend zeitgenössischer, DichterInnen zu Liedern. Sie engagierte sich in den Jahren des Ersten Weltkrieges auch sozial und übernahm die Leitung eines Kinderheimes. Ihr Ehemann, der durch die Verheiratung mit ihr zu einem beträchtlichen Vermögen gelangt war, gründete medizinische Einrichtungen großen Stils, wie eine Lungenheilstätte und mobile Epidemielaboratorien für das Rote Kreuz. Joseph Winter wurde in den Adelsstand erhoben. J. W. führte einen berühmten Salon in der Oppolzergasse (Wien 9). Im Jahre 1927 erschien ihr Buch „50 Jahre eines Wiener Hauses“, mit dem sie auch ihre Begabung als Schreibende bewies. Vom NS-Regime wurde J. W. gezwungen, ihre Villa im Währinger Cottage zu verlassen und in den 2. Bezirk in ein Sammelquartier für Juden zu ziehen. Sie war vermögend und verfügte über beste Verbindungen ins Ausland, nützte diese aber nicht für ihre eigene Rettung. Zum Zeitpunkt ihrer Deportation nach Theresienstadt war J. W. 70 Jahre alt. Von ihren Liedern mit Klavier sind nur wenige erhalten geblieben.
Mitglsch.: 1901-1920 im Vorstand des allgemeinen österr. Israelit. Taubstummen-Instituts in Wien.
Werke
„Fünfzig Jahre eines Wiener Hauses. Die Geschichte des Palais Auspitz-Lieben“ (1927)
Literatur / Quellen
Lillie 2004, Marx/Haas 2001, ÖNB 2002, http://www.neuewelt.at/